Blomberg

Blomberg. Pideritplatz

alle fotos © lunad / pixelio.de - Blomberg/Lippe, Blick zum Pideritplatz

Kleinstadt mit 17.622 (2002) in 180m ü.NN. an der Lippe zwischen Teutoburger Wald und Weser

ortsgeschichtlich

Zwischen 6. und 8. Jh. wurde das heutige Stadtgebiet im Verlauf der altsächsischen Expansion besiedelt. In dieser Zeit entstanden die Dörfer in der Region, deren Namen mit -trup (-dorf) enden.
Zwischen 1231 und 1255 erfolgte die geplante Stadtgründung durch den lippischen Grafen Bernhard III.
1283 wird Blomberg urkundlich als Stadt genannt.
1275–1344 war Blomberg Residenz von Simon I., der die Burg ausbaute und befestigte.
1447 (Soester Fehde) ließ der Erzbischof von Köln nach Belagerung die Stadt niederbrennen. 1468 begann die Wiederaufbau der Stadt mit Unterstützung von Bernhard VII.

1636 plünderten feindliche Truppen die Stadt. Der Dreißigjährigen Krieg brachte auch die Pest. Sie vernichtete über die Hälfte der Blomberger.

wirtschaftlich

Im 18. Jh. war das Schusterhandwerk in Blomberg stark ausgeprägt. Die Schusterlaterne wurde zum Symbol der Blomberger Handwerkskunst.
Im 19. Jahrhunderts wuchs die Holzindustrie zum wirtschaftlichen Schwerpunkt. Hinzu kam
die Nelkenzucht, die Blomberg den Beinamen "Nelkenstadt" eintrugen.
Gegen Ende 19. Jh. erhielt mit zunehmender Industrialisierung auch die Bevölkerung Zuwachs. Der Anschluss Blombergs an das Bahnnetz war erfolgt. Trotz der ersten Ansätze einer industriellen Entwicklung blieb die Landwirtschaft ein wesentlicher wirtschaftlicher Faktor, häufig allerdings als Nebenerwerb.

1945 bis 1952 nahm Blomberg 1.500 Displaced Persons aus dem Baltikum auf.
1962 bis 1996 war eine niederländische Einheit von 1.600 Soldaten mit Familienangehörigen im sogenannten Nederlandspark im Süden des Blomberger Industriegebiets stationiert. Sie bildeten einen erheblichen wirtschaftlichen Faktor für die Stadt.

sehenswerte Innenstadt

Das Stadtbild Blombergs überstand den Zweiten Weltkrieg weitgehend unbeschadet. Die historisch mittelalterliche Altstadt weist noch zahlreiche Fachwerkgebäude auf. Bis in das 19. Jh. hinein wurde das Ortsbild von giebelständigen Fachwerk-Dielenhäusern dominiert. Traufenhäuser fanden sich nur in den stadtmauernahen Nebenstraßen.

[A] Amtsgericht, neuer Standort
[M] Marktplatz mit Alheyd-Brunnen (1989 enthüllt)
[R] Rathaus (1587), Baumeister: Hans Rade. Prägnant sind die drei frontseitigen Fachwerkgiebel (1830). Im kleineren Sitzungssaal tagte das herrschaftliche Gericht. Passend dazu steht noch ein Schandpfahl vor dem Rathaus.
[S] Stadtwald

Sehenswertes und Markantes in Blomberg

[1] Massivhaus (1613), Langer Steinweg 23. Über dem steinernen Untergeschoss erhebt sich ein reich beschnitzter, vierfach vorkragender Fachwerkgiebel. Am Langen und Kurzen Steinweg verraten noch einige stattliche Dielenhäuser (16./17. Jh.), wo und wie hier wohlhabende Kaufleute hausten.


Blomberger Fachwerk [2] Niederntor (15. Jh.), einziges noch vorhandenes Stadttor. Von der Stadtbefestigung blieben auch Teile der Stadtmauer erhalten.
Stadtmauerrest, Blomberg[3] Fachwerkhaus (1569), verziert mit Fächerrosetten, Brinkstraße 4
[4] Bürgerhaus

[5] Burg Blomberg, 1562/69 erbaut auf Vorgängerburg als zweigeschossige Dreiflügelanlage, OG mit bunt verziertem Fachwerk. Besonders schön zeigt sich der Innenhof. Die helle Utlucht aus weißem Sandstein führte der Lemgoer Baumeister Hermann Wulff aus; Hotelrestaurant

[6] Böhmerhof (1717), Pideritplatz 4 ist ein schlichter zweigeschossiger Putzbau, der für den schaumburg-lippischen Drosten Johann Philipp von Kopf erbaut wurde. Das Portal weist eine geohrte Rahmung und einen gesprengten Giebelaufsatz auf, in den das Wappen des Bauherrn eingelassen ist.

[7] Klosterkirche des 1460 gegründeten Augustiner-Chorherren-Kloster „Zum heiligen Leichnam“ Im Seligen Winkel; Haus Nr. 12 (1661, ehem. Küsterhaus), Vierständerhaus

[8] Handwerkerhaus (1780) mit Mitteldiele Im Winkel 4

[9] Kaufmannshaus (bez. 1662) mit Speichergeschoss, Kirchhofstraße 2 . In der insgesamt recht ansehenswerten Kirchstraße fällt das Dielenhaus Nr. 5 (1664) durch seine beschnitzten Füllbretter auf.

natürlich

Im Kirchhof der romanische Kirche von Reelkirchen steht eine 1000jährige Linde mit Stammdurchmesser von 6/3,1415 Metern

gebräuchlich

Kompromissbereitschaft verrät das Osterrad vor der imposanten St. Marien. Noch wird es nach altem germanischen Brauch jeden Ostersonntag angezündet und ins Tal gerollt.

kulinarisch

Wie überall in Lippe gibt es auch in Blomberg den Lippischen Pickert, eine Art Kartoffelreibekuchen aus Mehl, geriebenen Kartoffeln, Eiern, Rosinen, Hefe, Milch und Wasser. Eine weitere Spezialität ist die Lippske Palme, wie hier der Grünkohl bezeichnet wird. Zusammen mit Kohlwurst und Kartoffeln wird er zum beliebten Grünkohlessen zubereitet.

alles Pustekoke

War es ein raffiniert marketing-technischer Trick oder eine himmliche Fügung? Ein historisches Krimi wartet auf deutsches Finale:
Die Zeit war reif für ein Opfer und hilfreiches, sich auszahlendes Wunder. Doch das Gefühl will uns einflüstern: Dass eine uralte Frau hier in den Brunnen stürzte und als taufrisches Mägdelein wieder nach oben schwabbte, ist wundersam glaubwürdig. Der Pfarrer hat ein Gedicht darüber gemacht. Pfarrer lügen nicht, pflegen allenfalls dichterische Freiheiten.
Zuvor soll Alheyd Pustkoke angeblich 45 geweihte Hostien aus der Martinikirche entwendet und in den Brunnen geworfen haben. Zur Strafe wurde sie gefoltert und auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Dem Wasser des Brunnens sagte man bald darauf besondere Heilkräfte. Blomberg entwickelte sich zum Wallfahrtsort mit beträchtlichem Spendeaufkommen. 1468 übernahmen Augustiner-Chorherren aus Möllenbeck den Brunnen und errichteten auf dem umliegende Gelände ein Kloster, das bis 1536 existierte. Die Klosterkirche > Im Seligen Winkel 12 war bis 1769 Grabstätte der lippischen Edelherren.

persönlich

Wilhelm Friedrichs hatte eine Anzahl regimekritischer Briefe an Blomberger und Detmolder NS-Funktionäre geschrieben und als Polsterer offenbar nichts Gescheiteres zu tun. Er wurde verhaftet und in ein Gefängnis nach Hannover gebracht, wo er sich einen Tag vor der Gerichtsverhandlung erhängte.

Gerhard Schröder, geboren 1944 in Mossenberg-Wöhren, ist ein deutscher Politiker (SPD). Er war von 1998 bis 2005 der siebte Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland und zuvor von 1990 bis 1998 Ministerpräsident des Landes Niedersachsen. Nach seiner politischen Karriere wechselte Schröder in die Wirtschaft.

Stadtteile/Eingemeindung

Blomberg Ortsteile Im Jahr 1970 erfolgte die kommunale Neugliederung, in deren Verlauf der Kernstadt Blomberg insgesamt 17 zuvor selbständige Gemeinden als Stadtteile zugeordnet wurden. Die Einwohnerzahl wurde nahezu verdoppelt und wuchs von 7.761 auf 15.299 Menschen. Die Kernstadt bildet das Verwaltungszentrum nicht nur für Blomberg, sondern versorgt als Mittelzentrum darüber hinaus ein Gebiet mit bis zu 60.000 Einwohnern.

Kleinenmarpe, Maspe, Mossenberg, Reelkirchen, Siebenhöfen, Tintrup, Wellentrup, Wöhren, Istrup, Höntrup