Erfurt, Krämerbrücke © Volker Z

Erfurts Krämerbrücke ist vollständig mit Häusern bebaut.

Erfurt ist eine Stadt mit rund 200.000 EW 2002. Sie liegt im 200m ü.NN. im Südteil des fruchtbaren Thüringer Beckens. Erfurt ist verkehrsgünstig gelegen. Von bewaldeten Höhenzügen umgeben, vereint es den Reiz eines gut erhaltenen mittelalterlichen Stadtkerns und das aufgelockerte Gepräge einer Gartenbaustadt mit dem pulsierenden Leben einer modernen Metropole
Erfurt ist der politische, wirtschaftliche und kulturelle Mittelpunkt Thüringens.

ortsgeschichtlich

Die Hänge des Geratales außerhalb waren bereits im 4. Jahrtausend v.u.Z. besiedelt.
Namensprägend war wohl die Furt am braunen Gerawässer. nahe einer fränkischen Königspfalz. Zwei große Handelsstraßen (Königsstraßen) kreuzten seit Jahrhunderten diese Stelle.

Seit dem 6. Jh. gehörte das Gebiet zum Frankenreich, war wichtiger Handelsplatz an seiner Ostgrenze. Wichtiges Handelsgut war der Färberwaid, ein pflanzliches Blaufärbemittel


742 bat der Missionserzbischof Bonifatius den Papst Zacharias um Bestätigung des Ortes "Erphesfurts" im Bistum, womit Erfurt erstmals urkundlich erwähnt wurde.

Die Herausbildung zur Stadt erfolgte im 11./12. Jh. mit Dombergbebauung, Zitadelle Petersberg und Brühler Vorstadt. Wichtig war die Erhebung des bedeutenden Handelsplatz zur Stadt. Um 1120 belegen Urkunden Stadtrechte, indem bereits mehrfach von „Bürgern“ gesprochen wird.
Im 13. Jh. erzwangen die Kaufmannsgeschlechter weitgehende Unabhängigkeit der Stadt vom Erzbischof von Kurmainz, der im 10. Jh. Stadt- und Lehnsherr geworden war. Dieser Wohlstand ermöglichte 1392 auch Gründung einer Universität, die am Ende des 15. Jh. eine Hochburg des deutschen Humanismus wurde.

Die Verlagerung der Welthandelsstraßen und die Konkurrenz des blauen Farbstoffs Indigo, der den Waid vom Markt verdrängte, leiteten im 16. Jh. einen wirtschaftlichen und politischen Niedergang ein. Der Dreißigjährige Krieg schwächte die Stadt derart, dass der Kurfürst von Mainz sie 1664 wieder völlig in seine Gewalt brachte.

1802 wurde Erfurt preußisch, 1816 die Universität geschlossen.
Zu nennenswerter Industrialisierung kam es erst nach der Einigung Deutschlands durch Preußen (1871) und dem Schleifen der Befestigungsanlagen (1873).

1906 wurde Erfurt mit 100.000 Einwohnern zur Großstadt, bedeutende Industriestadt.
Von kriegsbedingten Schäden blieb Erfurt im Zweiten Weltkrieg vergleichsweise verschont.
1961 Internationaler Gartenbauausstellungen (iga), Versand von Sämereien in über 40 Länder.

sehenswerten Innenstadt

Noch heute bestimmen hohen Türme die Silhouette der Stadt, in der es einmal fast 100 Kirchen und Klöster gegeben haben muss.Der gut erhaltene mittelalterliche Stadtkern steht unter Denkmalschutz und gilt als architektonisches Freilichtmuseum mit über 1000 gut erhaltenen Bauten der Gotik und Renaissance, auch Barock.

[A] Anger - die Flaniermeile, früher Markt für Färberwaid, zahlreiche schöne Bürgerhäuser wie das Dacherdensche Haus (Nr. 37), Zum Schwanentreiber und Paradies (28/29); Bartholomäusturm, Rest der Hauskirche der Grafen von Gleichen (1513), darin eines der größten Glockenspiele Europas mit 60 Glocken. Und die berühmte Grabplatte mit den beiden Frauen, mit denen seines Gleichen eine Doppelehe führte(?).
Barockhaus (Anger 18) und das Angermuseum ehemaligen Packhof, beherbergt eine Sammlung Thüringer Kunsthandwerk und eine bedeutende Kunstsammlung vom Mittelalter bis in unser Jahrhundert mit Werken von Hans Baldung Grien, Caspar David Friedrich und Carl Spitzweg.

Erfurt - sehenswerte Innenstadt

[D] Domplatz: größter Platz Deutschlands mit Minervabrunnen und Obelisk, umgeben von sehr schönen Häusern wie Grüne Apotheke (18. Jh.), Haus zur Hohen Linie (Renaissance)

[F] Um den Fischmarkt mit dem neugotischem Rathaus (Fresken) sind die ältesten Gebäude der Altstadt. Hervorzuheben wären Zum Roten Ochsen oder Zum Breiten Herdt
[R] Rathaus, neugotisch
[W] Wenigemarkt


[1] Krämerbrücke, einzige vollständig mit Häusern bebaute Steinbrücke (1325) in Mitteleuropa, 125 m lang über dem Breitstrom der Gera reichend und 1472 mit 62 Fachwerkhäusern bebaut. Davon sind 32 Häuschen aus dem 17. bis 19. Jh. erhalten. Nummer 20/21 mit dem Römerbürckenmuseum, Sammlungen zur Geschichte der Brücke. Der Osteingang zur Brücke führt unter der gotischen Gidienkirche hindurch, deren Kirchenraum im ersten Stock liegt.

Erfurts ehemalige Statthalterei

[2] Lorenzkirche 13./15. Jh.
[3] Bartholomäusturm
[4] ehemalige Kurmainzische Statthalterei (1709-1802) unter Einbeziehung zweier Renaissancehäuser im fränkischen Barock erbaut, war später geistiges Zentrum der Stadt - Schiller, Herder, W.v. Humboldt, etwas Goethe, östlich davon die Wiberti-Kirche.


Erfurt: gotisches Haus Zum Vierherren bzw. Zum bunten Schiff, Patriezierhof

Das gotische Patrizierhaus Zum Vierherren bzw. Zum bunten Schiff und halben Mond, 1472-1484 erbaut, war ursprünglich Hof der Grafen von Schwarzburg.
Gera - MühlendenkmalEine Mühle (technisches Denkmal), findet sich an der kleinen Gera.

[5] Barfüßerbasilika, gotisch
[6] Paulsturm, Predigerk.


Erfurter Dom und Severikirche

[7] Eine gigantische "Graden" Freitreppe mit 70 Stufen führt zum überragenden Ensemble von Dom und St.-Severi-Kirche (12./14. Jh.) Domchor (14. Jh., 26 m Höhe) mit viaduktartigen Bogenstützen, spätgotischer Triangel - Vorbau des Domes mit zwei spitzwinklig zulaufenden Portalen, die Plastikgruppen der klugen und törichten Jungfrauen und der zwölf Apostel, sowie die zum Plateau aufführende Freitreppe sind kostbare architektonische Details des weltberühmten Denkmals. Innen wertvolle Kunstwerke: Kerzenträger Wolfram (12. Jh.), Einhornaltar (15. Jh.) im Dom sowie den Severisarkophag (um 1365) und Relief des heiligen Michael (1467) aus Alabaster in der fünfschiffigen gotischen Hallenkirche Severi.

[8] Zitadelle Petersberg, Barock, ehemalige Peterskirche (12. Jh.) zu einem Magazin umgebaut. Das angrenzende wohnlich attraktive Andreasviertel mit Andreaskirche wurde vor 1989 einer Reko/Modernisierung unterzogen.
[9] Georgsturm

[10] Michaeliskirche, frühgotisch, im 14. Jh. umgebaut. Sie vereint seither Baustile der Renaissance, Früh-, Hoch- und Spätgotik. Rundum in der Michaelisstraße ("Steinerne Chronik") viele recht beachtenwerte Häuser wie "Schwarzes Hörn", "Greifenstein", "Güldener Krönbacken"
[11] Augustinerkloster am Nikolaiturm; Die Anlage von 1277 weist einen schönen Kreuzgang und die dreischiffige gotische Augustinerkirche auf. Fenster Anfang 14. Jh.
die mittelalterlichen Bursa pauperum (Miet-, Kosthäuser) der einstigen Universität;
[11] östlich der Schottenkirche St. Jakob, einer nach irisch-schottischen Mönchen benannten romanische Basilika (13. Jh.,) trifft man auf den Stockfisch - eines der schönsten Bürgerhäuser der Stadt (1607), Spätrenaissance. Darin das Museum für Stadtgeschichte.

museal

Stadtmuseum
Museum für Thüringer Volkskunde
Naturkundemuseum
Kunsthalle

event

Krämerbrückenfest - größte Altstadtfest Thüringens. Gaukler, Fahrensleute, Markttreiben im Juni

natürlich

Naherholungsgebiet ega (Erfurter Garten) Gothaer Straße 50
Erholungsgelände der Erfurter Gartenbauausstellung das Naturdenkmal (1997) Cyriaksburg, auf deren Mauerstreifen seltene Farne und Mauerblümchen - z.B. die Mauerraute - bodenständig blieben. Südlich der ega ist ein exklusivster Wohnstandort.

persönlich

Ratsmeister Chr. Reichart (1685-1775) legte den Grundstein für die Entfaltung des erwerbsmäßigen Gartenbaues in Erfurt.

Stadtteile/Eingemeindung
Stadtteile von Erfurt

Andreasvorstadt, Azmannsdorf, Berliner Platz
Bindersleben (Flugplatz), Bischleben-Stedten, Brühlervorstadt
Büßleben, Daberstedt, Dittelstedt, Egstedt a Steiger, Erfurt-Altstadt, Ermstedt, Frienstedt, Gispersleben, Gottstedt, Haarberg, Herrenberg, Hochheim (Spitzenwohnlage), Hochstedt, Hohenwinden, Ilversgehofen(?), Johannesplatz, Johannesvorstadt, Kerspleben, Krämpfervorstadt, Linderbach, Löbervorstadt, Marbach, Melchendorf, Möbisburg-Rhoda, Molsdorf, Moskauer Platz, Niedernissa, Rieth, Rohda a Haarberg, Roter Berg, Schmira, Töttleben, Urbich, Vieselbach, Waltersleben, Wiesenhügel, Windischholzhausen


Molsdorf

Schloss Molsdorf am Schlossplatz. In allen vier Ecken des Festsaales ließ Graf Adolf von Gotter, Diplomat in preußischen Diensten, sein Motto verewigen: Es lebe die Freude. So hinterließ er zwar allen positiv denken Wollenden wertvoll heitere Stimmung nach Umbau des ehemaligen Wasserschlosses (16. Jh.) zum barocken Landschloss mit reich verzierter Südfassade, prächtigen Gesellschaftsräumen und prachtvollem Park. Lebemann Gotter konnte nur 15 Jahre Genuss daran finden. 1748 musste er das Schloss verkaufen. Das Museum zeigt auch den Nachlass des Thüringer Malers Otto Knöpfe und passend zum Lebensmotto eine Erotica-Sammlung des 20. Jh.