Wriezen - das Tor zum Oderbruch

alter Hof im Oderbruch bei Wriezen

Stadt mit rund 7.500 EW (2012) auf 94,54 km² in 10 m ü.NN. am westlichen Oderbruch-Rand

ortsgeschichtlich

Im 12. Jh. entstand an der Alten Oder an der Straße nach Stettin eine Kaufmannssiedlung.
1247 wurde sie erstmals als "oppidum wrecene" erwähnt. Der slawische Name bedeutet "Ort wo Heidekraut wächst".

1337 erfolgte die Verleihung des Stadtrechts durch Kurfürst Ludwig der Bayer. Die Stadt Wriezen an den sich hier Kreuzenden Handelswegen Via regia und Via vetus entwickelte sich zum Handelszentrum des Oderbruchs.
Bis Mitte 18. Jh. bestimmten Fischfang und -handel das Wirtschaftsleben der Stadt wesentlich. Exportiert wurde sogar bis nach Italien.

Auf Veranlassung Friedrichs II. wurde der Verlauf der Oder völlig verändert, der Stromoder zwischen Güstebiese und Hohensaaten Mitte 18. Jh. begradigt und das Oderbruch urbar gemacht. Dadurch kam es in Wriezen zu großen Veränderungen der Wirtschaftsstruktur und zum Ende der Blütezeit.

1806 eröffnete Albrecht Daniel Thaer bei Wriezen eine landwirtschaftliche Lehranstalt.
1861 wurde der Schifffahrtsverkehr und der Hafen an der Alten Oder eingerichtet, wovon die Stadt wirtschaftlich enorm profitierte. 1898 erhielt Wriezen Eisenbahnanschluss, der später eine direkte Bahnverbindung mit Berlin erlaubte. Damit wurde die Versorgung der Hauptstadt Berlin mit Wriezener Fisch und Gemüse erleichtert und Wriezen zu einem bedeutenden Güterumschlagplatz, sehr zum Nutzen der Stadt.

1940 erhielt Gesinnungsgenosse Arno Breker von Adolf Hitler das ehemalige Rittergut mit Schloss, modernem Atelier mitsamt Park geschenkt. Albert Speer vermittelte ihm dazu Zwangsarbeiter, die ab Mitte 1941 auf einem Werksgelände mit Hafen in Wrietzen für NS-Großprojekte schuften durften.

Gegen Ende des Zweiten Weltkrieges wurde Wriezen bei Kämpfen fast vollständig zerstört. Eine Typhusepedemie 1945/46 und das Oderhochwasser 1947 erschwerten den Neuanfang der Stadt.

sehenswerte Innenstadt

Nach dem Krieg erfolgte der Wiederaufbau bei erheblicher Veränderung des Stadtbildes. Angenehm ist der alleenartige Streifen, der vom Markt bis an den Bahnhof geleitet. Die Innenstadt wirkt weiträumig und eher pragmatisch modern. Sie verdient einige Sympatiepunkte.

alter Hof im Oderbruch bei Wriezen

[B] Bahnhof, anbei der Wasserturm (Ende 19. Jh.)
[M] Marktplatz
[R] Rathaus (1879/81), ursprünglich Garnisonslazarett
[T] Freilichtbühne

[1] St. Marien (1295), frühgotische Backsteinkirche, Turm 14. Jh.. Die 1945 zerstörte Kirche wird etappenweise wiedererrichtet und genutzt. Foto vom Mai 2016


Sehenswertes und Marekantes in der Innenstadt von Wriezen

[2] Koyenuma-Erinnerungspark für japanischen Arzt
[3] Alter Brauhof
[4] zum Hafen, Wildgehege, zur Stadthalle
[5] Alte Oder

weiterhin:
- Landhaus (1781) , seit 1993 Besitz der Kreissparkasse
- Haselberg mit Brennerei, Rittergut (um 1860), Kirche


Figurengruppe am Markt Wriezen, Detail

mehrdeutig?

Neben Fischer und Teufel eine der neckischsten Figuren vor der Kirche: Mann mit stylischem Keuchheitsgürtel mit Brett vor dem Kopf mit der verheisenden Botschaft:

JEDER KANN ES SELBST HERUNTERREISSEN. Dann würde jeder (sexuelle) Aufstand vermieden. Oder ist tatsächlich das Brett vorm Kopf gemeint?

museal

Storchenmuseum, Ziegelofen (um 1800), in Altgaul

persönlich

Stadtratsmitglied Fritz Dornbusch wollte mit zwei anderen Männern die kampflose Übergabe der Stadt an die Rote Armee betreiben, wurde aber von der SS gefasst und durch Kopfschuss hingerichtet. Ein Gedenkstein in Haselberg erinnerte an ihn - bis nach 1990. Dann wurde er im Dienste der Geschichtsklittung durch aufrechtere Demokraten mutig entfernt. Schließlich war Dornbusch Kommunist.

1855 gründete der damalige Bürgermeister Albert Mahler die erste freiwillige Feuerwehr in der Mark Brandenburg und erhielt dafür ein Denkmal.

natürlich
alter Hof im Oderbruch bei Wriezen

Auenreich erstreckt sich die Landschaft über die Altoder bis on die Oder, wo noch manch alter Hof der Zeit trotzt. Wrietzen versteht sich als Hauptstadt des Ogerbruchgebietes.

Altkietz, eine 1343 erstmals erwähnte ehemals slawische Fischersiedlung, wurde 1930 nach Wrietzen eingemeindet. Hier bestehen noch einige denkmalgeschütze Hofanlagen.


getourt

Von Wrietzen bis nach Lädickendorf besteht ein Radweg, der weiter entlang der Oder führt. Ab Güstebieser Loose ist ein Übersetzen mit der Fähre ins polnische Gozdowice gut möglich.

Ortsteile/Eingemeindung
Orte im Stadtgebiet von Wriezen

Altwriezen/Beauregard
Biesdorf mit Franzenshof
Eichwerder mit Thöringswerder und Jäckelsbruch
Frankenfelde
Haselberg mit Rädikow
Lüdersdorf mit Mariannenhof und Landhof
Rathsdorf mit Altgaul und Neugaul
Schulzendorf mit Marienberg