Kremmen

Der Märterpfuhl in Kremmen kann nicht immer so traulich gewesen sein.

fotos © schuldes / fotobee.de - Der Märterpfuhl bei den Kremmener Scheunen

Stadt mit rund 7.500 EW (2004) in der reizvollen Naturlandschaft des Oberen Rhinluches mit weiten Wiesen zwischen Wasserläufen und Seen.

ortsgeschichtlich

Das ursprünglich flaches Niedermoor"land" wurde im 12. Jh. durch die Askanier erobert.
1216 erstmals urkundlich erwähnt wurde Kremmen als "Cremmene".
Unter Albrecht dem Bär wurden wichtigere Siedlungen des Havellandes zum Schutz gegen die slawischen Wenden umwallt und mit einer Burg befestigt. Kremmen (altslawisch: Kieselstein) erhielt 1298 Stadtrecht. Die Burg war rund 300 Jahre Besitz der Herren von Bredow. Im Schutz der Burg siedelten Handwerker und Bauern, die später zu Ackerbürgern wurden.

historischer Stadtkern
Rathaus Kremmen mit Marktbrunnen

[R] Rathaus (1841) am Markt im edel klassizistischen Stil

[M] Marktplatz, spitzwinklig angelegt, was noch auf slawischen Ursprung hinweist. Es dominieren nach 1840 erbaute zweigeschossige Traufhäuser, die oft ein hohes Tor für Pferdefuhrwerke aufweisen.
Die Adler Apotheke erhielt ihre Lizenz noch unter Friedrich II.


Reihenhäuser in der Kremmener Altstadt

[1] Neue Kietzstraße in typisch kleinstädtischer Architektur der Mark, eingeschossige optimale Reihenhäuser

[2] Pfarrkirche St. Nikolai (1200) am Kirchplatz, ältester Bau der Stadt, nachträglich erweitert zu dreischiffigen Langhaus in Neugotik, barocke Ausstattung, Altar und Kanzel (1686). Die Feldsteinmauerwand des Vorgängerbaus enthält fein ausgearbeitete Löcher in der Südmauer (Fieberlöcher) - zeugen vom Vertrauen in die Heilwirkung heiliger Stäube, unter anderem gegen Liebeskummer.


Sehenswürdigkeiten in der Altstadt von Kremmen

[3] Dammstraße 14 und 16 mit den ältesten Wohnhäusen (1680) - zweigeschossiges Fachwerk
[4] Grabenstraße mit typischen Stallgebäuden einer einstigen Ackerbürgerstadt

[5] Scheunenviertel, größtes Scheunen-Ensemble Deutschlands mit Museumsscheune, Künstlerviertel! 1672 erging ein kurfürstlicher Erlass, Scheunen aufgrund der Brandgefährdung künftig außerhalb der Stadtkerne zu errichten. Die Scheunen stammen aus dem späten 18. Jh..


Kremmener Altstadt

[6] Am Märterpfuhl wurden bis 1687 Kindesmörderinnen hingerichtet. Hier nahe am Kurzen Damm war wohl mal eine echte Gruselmeile - einziger Weg durch das Moor, strategisch wichtig und hart umkämpft. Kreuz am Kremmener Damm.

[7] zum Kremmener See
[8] Stadtpark


Stadtteile/Eingemeindung (2001)

Orte im Stadtgebiet Kremmen

Beetz:
anstelle einer Fischersiedlung der Wenden nahe am Beetzer See, nach 1250(?) deutsche Besiedlung unter derer von Redern, mit Dorfkern am Anger und Erweiterung als Straßendorf; 1397 als Beitz genannt; Noch um 1900 hatten hier 50 Schifferfamilien ihr Auskommen und nicht viel weniger Bauern. Heute siedeln hier Wesen, die man sonst nicht so häufig zu Gesicht bekommt: Reiher, Milane, Kraniche, möglicherweise sogar Naturfreunde.


Flatow:
1355 erstmals urkundlich erwähntes Dorf mit Gut und Vorwerk Karolinenhof, Ortsbezeichnung von Blatow (slawisch für Sumpf). älteste Besitzer waren die von BredowIn dem reizvoll stillem Dorf wird heute im Karolinenhof eine Ziegenkäserei betrieben. Sehenswert auch der Bauernhof Falkenberg und die Alte Poststraße. Die Dorfkirche wurde vermutlich 1472 neu aufgebaut, hat aber ihre Anfänge im 13. Jh.

Groß-Ziethen
Straßendorf in der Auenlandschaft des Glien, 1313 erstmals urkundlich erwähnt, nicht nach dem Geschlecht derer von Ziethen bennant, sondern eher von Zita (slawisch für Getreide). Eine Burg gab es im 13. Jh. in Nähe des Schlosses. Vom ersten Schlossbau (1355) blieb ein schönes Tonnengewölbe erhalten. Das bestehende Herrenhaus (1718), Barock, wurde schlicht überformt und erweitert (spätes 18. Jh.). Das gekuppelte Treppenhaus entstand erst 1902 und wirkt etwas befremdlich. Einer von vielen Besitzern war General Fürst Blücher. Derzeit (2005) genutzt durch Familie von Thüngen. Der Schlosspark soll angeblich zum Flanieren verlocken. Und gastronomische Betreuung wohl eher betreutes Wohnen.
Für edle Ritter dürfte der Reiterhof Dubrow und der Pferdehof im Lindenweg interessant sein.

Hohenbruch:
erholsames Dorf am Schleuenschen Luch, in flacher Landschaft, im Norden von weiten Wälder umgeben, 1710 gegründet durch holländische Nachfahren als Streusiedlung.
Bei Wasserwanderern bekannt ist die Hohenbrucher Schleuse.

Sommerfeld:
vermutlich slawischer Ursprung, 1242 erstmals urkundlich erwähnt in Verbindung mit Kloster Lehnin; von Sommerwelde - der Sonne zugewandt; 1412 Schlacht am Kremmener Damm zwischen Pommernherzögen und den Hohenzollern (Friedrich I.); ab 1541 im Besitz derer von Trott zu Badingen; 1675 nach Überfall durch die Schweden zeitweise verwaist.
Hellmuth-Ulrici-Kliniken, eine weitläufige Waldsiedlung (1912/145) mit Häusern im oberbayrischen Landhausstil, wurde ursprünglich für Tuberkulosepatienten geschaffen und steht unter Denkmalschutz.

Staffelde:
1450 erstmals urkundlich erwähntes Dorf und Rittergut derer von Bredow, ab 1742 an Familie von Redern aus Schwante.
Dorfkirche (13. Jh.) mit quadratischem Westturm (1822); 1936 Erwerb des bereits stark zersiedelten Restgutes durch den Trabrennfahrer Charlie Mills, der hier eine Reithalle und Rennbahn anlegte und natürlich Pferde mitbrachte. Ein Reit- und Fahrverein führt die Tradition weiter; Montessori-Schule