Blütenstadt Werder (Havel)
Die Inselstadt zählt mit seinen Ortsteile etwa 23.000 EW (2015), zuvor 9.600 EW (1980); Werder mit einem Fischerdorf, deren Fischer frische Fische lange nur mit der Hand fingen.
ortsgeschichtlich
1317 wurde Werder , die "Insel im Fluss", erstmals urkundlich erwähnt.
1459 erhielt Werder das Stadtrecht. Die Insellage bot ihren Bewohnern Schutz vor Angreifern und Plünderern.
1540 kam es auf der Insel zu einem verheerenden Stadtbrand. Danach entstand im Nordteil der rechteckige Marktplatz und eine eher lineare Straßenführung, während der ältere vermutlich slawische Siedlungskern um die Heilig Geist Kirche und die Mühle Merkmale einer Rundsiedlung behielt
1670 erhielt die Westseite der Insel eine Zugbrücke zum Festland.
Ab Mitte 19. Jh. kam die Ziegelproduktion und ein gut gehendes Brauereigewerbe hinzu und die Stadt wuchs über die Insel hinaus. Mit Einbindung in den Berliner Vorortverkehr 1882 wurde die Stadt verstärkt auch für den Tourismus interessant.
Extreme Umgestaltung vollzog sich mit den 1960 genossenschaftlich tätigen Obstbauern: Erweiterung und Rekultivierung der Anbauflächen, Übergang vom Etagenobstbau zum hier entwickelten Obstbau in Heckenform, Pflegemaßnahmen unter Einsatz moderner Technik verdoppelten die Hektarerträge fast. Havelobst war stets begehrte Markenware.
Neuerdings wird am Wachtelberg wieder Wein angebaut.
sehenswerte Inselstadt
Die unregelmäßige Kernsiedlung auf der Insel wurde im 13. Jh. planmäßig und mit einem Markt erweitert. Verführerisch ist die Uferpromenade im Südwesten der Insel, praktisch die Anlegestelle für Fahrgastschiffe auf der Ostseite.
[A] Altes Rathaus (ersten Hälfte 18. Jh.), barocker Putzbau mit schwungvollem Giebel
[B] Bahnhofsgebäude Adolf-Damaschke-Straße, (1869), 1889 und 1920 erweitert
[M] Marktplatz, von einigen denkmalgeschützten Gebäude umgeben.
[X] Bockwindmühle > Am Mühlberg. Nachdem die letzte von mehreren Inselmühlen 1975(?) wegbrannte, fand man soliden Ersatz aus Klossa.
[1] Obstbaumuseum (1959 gegründet) mit Exponaten zu Wein- und Obstbau, auch Fischerei
[2] Heilig-Geist-Kirche (1857/58), Neogotik, nach königlicher Skizze von Friedrich Wilhelm IV. von Stüler umgesetzt, innen Altarbild mit Christus als Apotheker - sehr verfänglich!
[3] Hagemeisterhaus Kirchstraße 14, Wohnhaus des Malers K. Hagemeister (1848-1933)
[4] Lendel-Haus (1789) als Wohnhaus erbaut. Die Eiche steht über 200 Jahren am Fleck, der Brunnen wurde neu erbaut.
[5] Kirche Maria Meeresstern, 1906 eingeweiht
Werders neue Vorstadt
Um 1900 wuchs die Stadt aufs Festland. Die Gründerzeit-Häuser tragen reich verzierte Fassade. Erhalten sind auch noch allewegen kleine Häuser der "Obstmucker".
[6] Alte Brauerei mit ehemaligem Bier-Lagerraum mit Tonnengewölbe
[7] Scharfrichterhaus Am Plantagenplatz, ältestes Haus der Stadt (1640)
Ortsteil Glindow:
Schloss mit Park. Ziegelproduktion in der Gründerzeit zur Bewältigung des Baubooms in Berlin. Glindow war Brennofen der Metropole. Ziegeleimuseum in der Havelaue. Neuerdings werden wieder Ziegel im Ringofen von Glindow gebrannt
Ortsteil Petzow:
Park und Dorf bilden eines der besterhaltenen Ensembles aus der 1. Hälfte des 19. Jh., Landschaftspark von Lené, Kirche von A. Stüler, Waschhaus, Schlossanlage in den 1920er Jahren vermutlich nach Entwürfen(!) von Schinkel im neogotischen Tudorstil gebaut
traditionell
Frühjahr - berauschendes Baumblütenfest, seit 1879 begangen
Ortsteile/Eingemeindung
Bliesendorf, Glindow, Leest. Kemnitz, Petzow, Plessow, Phöben, Plötzow, Töplitz