Bad Hersfeld
foto © Bettina Stolze / pixelio.de - Fachwerk in Bad Hersfeld
Kreisstadt mit rund 30.500 EW (2007); 220m ü.NN.
ortsgeschichtlich
736 erfolgte die erste urkundliche Erwähnung von Hersfeld in der Vita Sturmi, als Sturmius eine Einsiedelei in Haerulfisfelt gründete.
769 kam die Gründung eines Benediktinerklosters hinzu, das ab 775 bis zur Auflösung im Jahr 1606 als Reichabtei funktionierte. Bis etwa 1200 hatte die Abtei zeitweilig Einfluss auf die Reichspolitik. Kaiseraufenthalte waren in Hersfeld nicht selten.
Früh bildete sich im Umfeld des Klosters eine Marktsiedlung, die 1170 erstmals beurkundet als Stadt bezeichnet wird. Deren Bürger traten gegenüber dem Abt recht selbstbewusst auf. 1378 überfiel der Abt mit Hilfe des Ritterbundes der Sterner die Stadt, um die Eigenmächtigkeit der Stadt zu brechen - in einer Nacht und doch ohne Erfolg. Seither nahm der Einfluss der Landgrafschaft Hessen zu und Herlsfeld wurde zweitrangiges Landstädtchen.
In der Reformationszeit wurde das gesamte Hersfelder Umland protestantisch. Im Bauernkrieg besetzte ein Bauernheer die Stadt und plünderte den Klosterbezirk.
1606 Tod des letzten Abtes. Die Landgrafschaft Hessen übernahm das Land der Reichsabtei.
1648 erfolgte die Umwandlung in ein weltliches Fürstentum und Verbund mit der Landgrafschaft Hessen-Kassel in Personalunion.
1623 - 1625 im Dreißigjährigen Krieg war die Stadt Hauptquartier des kaiserlichen Feldherrn Tilly. Nach Kriegsende war deren Wirtschaftskraft ruiniert, die Stadt stark zerstört, die Bevölkerung auf ein Drittel dezimiert.
Im Siebenjährigen Krieg (1756 - 1763) brannten 1761 flüchtende französische Truppen die Stiftskirche nieder, nur um die darin lagernden Futtervorräte zu vernichten.
1807 gab es eine Bürgerrevolte gegen die napoleonische Besatzung. Auf Befehl Napoleons sollte die Stadt geplündert und an allen vier Ecken angezündet werden. Der badische Oberstleutnant Lingg führt im Einvernehmen mit seinen französischen Vorgesetzten den Befehl wortwörtlich aus - gab es da einen Übersetzungsfehler im Befehlskonstrukt? - und rettet so die Stadt vor dem sonst sicheren Untergang durch Einäscherung.
1821 wurde Hersfeld Kreisstadt im Kurfürstentum Hessen, nach dem deutsch-deutschen Krieg Teil der preußischen Provinz Hessen Nassau.
wirtschaftlich:
1866 erhielt Herlsfeld Anschluss an die Bebra-Hanauer Eisenbahn und Anschluss an die Industrieentwicklung. Eine beachtliche Tuchindustrie entstand.
1904 war mit der Erschließung einer Heilquelle gute Bedingungen für die Entwicklung des Kurbades gegeben. Seit 1949 darf sich die Stadt "Bad Hersfeld" nennen, 1963 wurde sie Hessisches Staatsbad, 1997 ging der Kurbetrieb in eine Kurverwaltungs-GmbH über.
Seit der Wiedervereinigung der beiden deutschen Teilstaaten 1989 wieder mitten in Deutschland. Die Einwohnerzahl stieg auf über 33.000, ist aber wieder rückläufig.
sehenswerte Innenstadt
Der historischer Stadtkern auf ovalem Grundriss weist zahlreiche Fachwerkbauten aus dem 15.-19. Jh. auf und ist Station an der Deutschen Fachwerkstraße.
[B] Bahnhof
[M] Marktplatz
[R] Rathaus, seit 1371 urkundlich belegt. Der im Kern gotische Bau wurde kurz nach 1600 um ein weiteres Geschoss aufgestockt und mit Steingiebeln im Stiel der Weserrenaissance ausgestattet. Dem spitzbogigen Hauptportal (Gotik) wurden beim Umbau zwei Säulen vorgesetzt und ein Renaissancegiebel aufgesetzt. Zur Hofseite hin blieb ein gotisches Pförtchen als Fenster erhalten.
Oben am Rathaus hängt symbolisch der Helm (Nachbildung), den Ritters Eberhard von Engern in der Vitalisnacht 1378 beim Überfall auf die Stadt getragen hat. Der Helm wurde durch einem Armbrustbolzen durchbohrt.
[1] Stadtkirche (14. Jh.), große gotische Hallenkirche
[2] Friedhof mit Kapelle
[3] Stiftsruine: überwiegend aus frühromanischer Zeit stammende kreuzförmige Großbasilika - Langhaus über 100 m! Seit 1951 als Rahmen für jährlich im Sommer stattfindenden Festspiele genutzt.
[4] Stadthalle, Wasserpavillon, Kurpark mit Therme
[5] Berliner Str., zur Fulda mit Anlegestelle, Bootshaus
persönlich
- Mönch Lambert, einer der bedeutendsten Geschichtsschreiber des Mittelalters, lebte in der Abtei. Worüber hatte er wann was berichtet? Für wen? Wozu?
- Konrad Duden wurde am 03. Januar 1829 auf Gut Bossigt bei Wesel geboren. Ab 1876 war er als Leiter des königlich preußischen Gymnasiums in Hersfeld tätig, um die preußischen Lehrpläne einfzuühren. Um das Schreibchaos einzudämmen, veröffentlichte er 1872 sein Buch "Die deutsche Rechtschreibung, Abhandlung, Regeln und Wörterverzeichnis für die oberen Klasse der höheren Lehranstalten und zur Selbstbelehrung für Gebildete". Seit 1929 erschien das (gleiche?) Werk unter dem Titel "Der große Duden". Seitdem wird jede unsinnige Neuregelung halbschlauer Hifsköche genutzt, den deutschen Brei ordokraviehsch zu verdeben. Das nennt sich dann Rechtschreibe-Reform.
- Dr. Konrad Zuse gilt als Erfinder des ersten Computers. Ab 1949 in Neukirchen (Hünfeld) produziert, wurde seit 1957 das Stammwerk der Zuse KG in Bad Hersfeld, Wehneberger Straße betrieben.
namenlos?
1945 bewahrten drei deutsche Offiziere die Stadt vor der Zerstörung durch Bomben und Artilleriebeschuss. Wie und wer?
Stadtteile/Eingemeindung
Johannesberg, Hohe Luft,
Sorga - 1526 erste urkundliche Erwähnung
Hauneck aus Oberhaun, Unterhaun
Sieglos(?)
Aspach, Kohlhausen, Almershausen, Gittersdorf, Friedlos, Heenes ...