Hess. Lichtenau ist eine Fachwerkstadt mit rund 12.800 EW (2008) auf 105,87 km² in 380 m ü.NN. am klimatisch etwas rauhem Fuße des Hohen Meißners (754 m)
Im 8. bis 9. Jh. waren die Ansiedlungen Siegershausen, Kamphis, Herzelshagen, Hönrode, Boppenhagen, Vortriden entstanden. Schutzlos verstreut in der "lichten Aue", sollten sie eine sichere Zuflucht erhalten. Landgraf Heinrich I. von Hessen bestimmte dafür einen zu befestigenden Platz, der zugleich die Handelsstraße sowie der Zugang zur Landeshauptstadt Kassel sicherte und die Grenzfeste Reichenbach entlastete.
1289 wurde "Lichtenowe" erstmals urkundlich als "neue Stadt" erwähnt. Die planmäßig angelegte Stadt erhielt umgehend die Stadtrechte mit Gerichtsbarkeit. Zum Ringwall mit Graben erhielt sie auch eine Stadtmauer.
Schon nicht normal, wie oft Brände die Stadt vernichteten, manchmal durch Leichtsinn, 1637 durch die Kroaten im 30jährigen Krieg, dann 1521, 1523, 1875, 1886 und 1929.
1866 wurde das Kurfürstentum Hessen preußische Provinz und Lichtenau preußische Stadt. 1889 erhielt die Stadt den einzigartigen Namen per königlichem Dekret: Hessisch Lichtenau.
Jahrhundertelang waren Landwirtschaft und die Leinenweberei (seit 16. Jh.) wichtigste Erwerbsquelle der Einwohner. Im 19. Jh. verdrängte die Industrialisierung die Handweberei. Erst mit der Schwerweberei Fröhlich & Wolff 1907 wurde die textile Tradition fortgesetzt.
Braunkohlenbergbau (1862 - 1958) und eine Zigarrenfabrik (1868 -1933) sorgten für heiße Luft im Umland und Wohlstand in einigen Kassen.
1879 kam mit Bahnanschluss an die Strecke Kassel - Waldkappel ein zusätzlicher Wirtschaftsschub.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die im Waldgebiet Hirschhagen nach 1936 errichtete Sprengstofffabrik demontiert, dann selbst gesprengt und nachdem Gras über diese Geschichte gewachsen war wieder unternehmerisch bebaut. Der Fliegerhorst (1930) wurde 1960/62 zum Horst der Bundeswehr. Seitdem ist Hessisch Lichtenau Garnisonsstadt.
Die planmäßige Anlage der Stadt ist noch gut zu erkennen, die mittelalterliche Bebauung noch in Ansätzen. Immerhin liegt das Fachwerkstädtchen mit märchenhaften Fachwerkensembles an der Deutschen Fachwerkstraße. Und am Holle-Land mit Holle-Teich - wer Frau Holle besuchen will, wird baden gehen. Vielleicht gelingt es besser mit einem Frau-Holle-Bier mit daunenweichem Abgang zur knackigen Frau-Holle-Wurst.
Friedrichsbrücker Straße die Marienkapelle (1370 – 1410), 1981 renoviert
[A] Altes Rathaus
[B] Bahnstation
[R] Rathaus (1656), Wahrzeichen der Stadt am Giebel - Löwen und Laterne
[1] Stadtkirche (1415), Gotik
[2] Brauhaus
[3] Wachturm, Teil der mittelalterlichen Stadtmauer (13. Jh.)
[4] Obertor
[5] Karpfenfängerteich
[6] Bürgerhaus (1968)
[7] Frau Holle Park mit Holleteich
[8] Kreuzweg
[..] Hallenbad (1975)
Mit der 1971 bis 1974 erfolgten Gebietsreform erweiterte sich das Stadtgebiet deutlich und besteht nun aus:
Friedrichsbrück, Fähren, Fürstenhagen, Glimmerode, Hausen, Hollstein, Hopfelde, Hirschhagen, Küchen, Reichenbach, Retterode, Quentel, Velmeden, Walburg