Galerie © foto.tourbee.de - Fischer- und Fährhafen Vitte auf Hiddensee
Die gut besuchte Ostseeinsel Hiddensee, dat söte Länneken, bietet rund 1.000 EW auf 19 km² Fläche und 17 km Länge und oft rund 30.000 Urlaubern (1980) Heimat und Gastfreundschaft.
Hier findet man endlose Sandstrände, steile Klippen, Wälder, Heidelandschaften und Salzwiesen, aber auch Deiche, Dünen und Teiche. Hiddensee ist der benachbarten Insel Rügen erdgeschichtlich nah verwandt. Hier wie da beobachtet man Landabbruch (am Nordufer des Dornbuschs) und Anlandungen (am Sandarm des Bessins sowie am Gellen). Dennoch weist Hiddensee viel Eigenes auf, nicht allein den Größenunterschied.
Die Insel hat keine breiten oder gar festen Straßen und bisher nur wenige Autos (1980). Hiddensee ist noch häufiger als Rügen von Sturmfluten bedroht. Kostspielige Mauern im Nordwesten des Dornbuschs, zwischen Vitte und Kloster und Wallanlagen im Süden gewähren heute Schutz gegen die starke Meeresbrandung. Nur der Dornbusch trägt eine Walddecke, der 15 km lange und schmale Südteil ist hingegen fast baumlos.
Um die Wende vom 13. zum 14. Jh. gründete der Zisterzienserorden südlich des Dornbuschs ein Kloster, das dem heute weit bekannten Badeort Kloster seinen Namen verliehen hat. Die Inselkirche geht auf jene Mönche zurück.
Im 17. Jh. war fast der gesamte Wald der Insel durch Brand und Rodung vernichtet. 1860 begann die Aufforstung eines Küstenschutzwaldes auf dem Dornbusch. Natürliche Waldbereiche sind noch in den Schluchten des Steilufers, auf dem Schwedenhagen zu finden.
Ende 19. Jh. wurde Hiddensee als Urlaubs- und Erholungsinsel entdeckt. Nach 1945 entwickelte sich die Insel zu einem der beliebtesten Erholungsgebiete an der Ostseeküste mit rund 30.000 Urlaubern (1980) jährlich.
Heimatmuseum (Natur- und Küstenschutz, Aufgaben der Vogelwarte, Geologie, Ur- und Frühgeschichte, Hausmarken, Fayencen, Fischerei, Entwicklung des Erholungswesens)
Zu den Besuchern der Insel gehörte Gerhart Hauptmann (1885), der wunschgemäß auf dem Inselfriedhof bestattet wurde. Die enge Beziehung des Dichters zu Hiddensee klingt verschiedentlich in seinen Werken an, so in den Gedichten "Mondscheinlerche" und "Die Insel", in den dramatischen Dichtungen "Schluck und Jau" und "Gabriel Schillings Flucht". Sein 1930 erworbenes Haus "Seedorn" ist seit 1956 Gerhart-Hauptmann-Gedächtnisstätte.
Plogshagen wurde 1958/59 in den Dünen als der Landschaft angepaßtes Urlauberdorf naher Neuendorf errichtet.
Das Leben der Inselbewohner war lange Zeit notdürftig, recht karg die Landwirtschaft. Haupterwerb war der Fischfang. Der Ortsname Vitte (= Verkaufsplatz von Heringen) deutet darauf hin.
sehenswert:
- Hafen von Vitte
- Zollhaus am Hafen (um 1900), Backstein
- Windmühle, flügellos, seit 1927 außer Betrieb, seit 1962 in Privatbesitz ➥ Norderende 172
Am faszinierendsten vielleicht ist der kurze Weg vom Hafen an der Mühle vorbei und fast schon der breite und scheinbar endlose Sandstrand. Und das "endlose" Meer.
Während der letzten Eiszeit vor etwa 12.000 Jahren verfrachteten Gletscher ein aus Lehm, Ton, Mergel, Sanden und Geröll bestehendes Geschiebe aus dem skandinavischen Raum in unser Gebiet und lagerten es als Stauchendmoräne ab. Diese Moräne ist seit der Entstehung der Ostsee der ständigen Brandung des Meeres ausgesetzt. An der nördlichen Seite des Dornbusches bildete sich eine bis 30 m hohe und etwa 4 km lange Steilküste, die vor allem am aktiven Nordkliff jährlich um etwa 30 cm abrasiert wirdt. Im Jahr 2000 brachen im Frühjahr östlich des Swantiberges ca. 120.000 m³ Erdmassen ins Meer.
Der flache Gellen und die Bessinzungen entstanden und entstehen durch Anlandung des vom Dornbusch abgetragenen und vom Meer verlagerten Materials. Hier hat sich auch eine reiche Strauchschicht entwickelt. Für die weitflächigen, seit Jahrhunderten vorwiegend von Schafen beweideten Magerrasen sind Pflanzen wie Thymian, Walderdbeere und Golddistel charakteristisch. Im Sommer schmücken blühende Grasnelken, Labkraut, Heidenelken und Königskerzen die Hügel.
Dem Botaniker bietet die Inselflora mit besonderen Arten der heimischen Vegetation lohnende Studienobjekte, wie Sanddorn und Ginster, Heidekraut, Sonnentau, Glockenheide, Strandhafer, Stranddistel und Sauergräser. Der Zoologe richtet sein Augenmerk weniger auf den seltenen sechsbeinigen Strandläufer, dafür global auf die Vogelwelt der Insel, speziell am Gellen.