Goslar - alte Kaiserstadt, nordisches Rom
Stadt mit rund 46.000 EW (2001) am Nordrand des Naturparks Harz
ortsgeschichtlich
922 Goslar erstmals urkundlich erwähnt. Der Ortsname deutet auf ein ehemals große Einzäunung ("lar") für das Vieh an der Gose hin.
Als um 968 im südlich gelegenen Rammeisberg Silbervorkommen entdeckt wurden, wo übrigens bereits die Römer Silber und Kupfer gewannen, geriet die Kleinmarktsiedlung Goslar bald zur "Schatzkammer der deutschen Kaiser".
Anfang 11. Jh. verlegte Heinrich II. seine Kaiserpfalz hierher.
Im Jahr 1009 fand die erste Reichsversammlung in Goslar statt. Bis 1253 besuchten deutsche Kaiser und Könige rund hundertmal die Stadt und residierten in der Kaiserpfalz.
1290(?) erhielt Goslar Stadtrechte.
1340 bis 1802 besaß Goslar den Status einer Freie Reichsstadt.
1360 kam der Erzbergbau durch Wassereinbruch in die Stollen vorübergehend zum Erliegen. Erst Nach 1455 wurde er wieder bis 1988 betrieben und sorgte für eine zweite Blüte Goslars. In dieser Zeit erbaute Gebäude prägen mit ihrem dichten Fachwerkbestand. das Erscheinungsbild der Altstadt nachhaltig, trotz zweier Brände um 1800.
Ein anderes Bild bietet die Bergmannssiedlung (16. Jh.) im Frankenberger Viertel.
Im Zweiten Weltkrieg bestand in Goslar ein Kriegsgefangenenhospital. Wurde die Stadt deshalb nicht bombardiert?
sehenswert historischer Stadtkern
1992 erklärte die UNESCO die gesamte mittelalterliche Altstadt, die Kaiserpfalz und die Anlagen des Silberbergwerks am Rammelsberg zum Weltkulturerbe. Im engen Oval des Altstadtkerns stehen zwei Drittel aller Gebäude unter Denkmalschutz. Dabei überwiegt die Bürgerhausbebauung aus dem 15.-19. Jh. in Fachwerk.
[R] Rathaus (1450) am wunderschönen Markt, spätgotisch, Freitreppe von 1537. Es birgt im früher so genannten Huldigungssaal noch eine beeindruckende(?)Galerie.
[M] Markt; Der goldene Vogel (13. Jh.) auf dem romanischen Marktbrunnen ist nichts weniger als der Reichsadler, der einen Dukatenscheißer fest im Visier hat.
[1] Marktkirche St.Cosmos und Damian (um 1500), romanisch, zweitürmig, dreischiffig (1170) mit Querschiff und Kreuzgewölbe, im Chor gotisches Rippengewölbe, Glasfenster (13. Jh.).
- nördlich von der Marktkirche der Schuhhafen, Gildehaus der Schuhmacher
- südlich das "Brusttuch", ein Patrizierhaus, Untergeschoss (1521) massiv, Obergeschoss in üppig beschnitztem Fachwerk
[2] Kaiserworth: Gildehaus der Gewandschneider bzw. Tuchmacher (1494). In spätgotischen Nischen stehen hölzernen Kaiserfiguren, Adam und Eva und das volkstümliche Dukatenmännchen.
[3] Stadtmuseum nahe am Klapperhagen bei der Lohmühle mit dem heute einzigen Wasserrad von Goslar.
[4] Stift zum Großen Heiligen Kreuz: gotischer Bau des 13. Jh., südlich anschließend romanischer Teil mit Kapelle, Untergeschoss mit Rundbogen, Obergeschoss Kleeblattbogen.
[5] Am Domplatz erinnert mit der Domvorhalle noch ein attraktives Reststück an einen Dombau aus 1150. Darin ein echter Kaiserstuhl. Der Dom wurde im 19. Jh. abgerissen. Anschließend die St. Ulrichskapelle von 1125, Grabdenkmal von Kaiser Heinrich III.
[6] Zwinger am Kahnteich. Von der Stadtmauer ist noch ein 2 km langes Stück zu sehen, auch ein "Breites Tor" am Ausgang der Breiten Straße, die zum [M] Markt führt. Im Norden Weberturm, Teufelsturm, im Südosten der Kegelworthturm.
[7] Kaiserpfalz
Sie wurde 1039 bis 1356 von Heinrich III. erbaut, faszinierend, größter romanischer Palastbau in Deutschland, im Inneren der Reichs- und Kaisersaal, Wandgemälde von H. Wislicenus, 1897 Reko.
[8] Klauskapelle: romanisch mit gotischer Decke und Kanzel.
[9] Bäckergildehaus: massiver Unterbau von 1501, vorkragendes Fachwerkgescho von 1557, Gebckdarstellungen unter dem Wappenschild. Weiter südwestlich das Siemenshaus, ein barockes Bürgerhaus (1693).
weiterhin:
Frankenberger Kirche, Pfarrkirche St. Peter und Paul: 1140 bis 1150, mehrfach verändert, in die südwestliche Stadtmauer eingebaut, aus der Romanik nur noch wenige Teile erhalten, Altar barock. In der Nachbarschaft das Kloster Frankenberg, 18. Jh., und das Hospital Kleines Heliges Kreuz (14. Jh.).
Neuwerkkirche: ehemals Kirche des Benediktinerinnenklosters, 1186 geweiht. Sie ist eine der schönsten romanischen Kirchen Niedersachsens, Malereien im Chor, Lettner von 1225, Kloster als Fachwerkbau von 1719.
Jakobikirche: ursprünglich romanisch, wohl die älteste Kirche Niedersachsens, heute weitgehend gotisch, reiche Innenausstattung, zum Beispiel berühmtes Vesperbild von Hans Witten (um 1510), Steinrelief der Marienkrönung (1513), Renaissanceorgel, Taufbecken und Kanzel.
museal
- Museum für Moderne Kunst, Mönchestr. 3 in stattlichen Ackerbürgerhaus (1528)
- Goslarer Museum, Königstr. 1: Kunst, Kultur, Wirtschaft, Mineralien, Tiere, Pflanzen
- Musikinstrumenten- und Puppenmuseum, Hoher Weg 5: auch Spielsachen, afrik. Volkskunst
- Zinnfigurenmuseum, Münzstraße 11: historische Dioramen
- Museum im Zwinger, Thomasstr. 2: Sammlungen Spätmittelalter, Waffen, Rüstungen
- Rammelsberger Bergbaumuseum im 1988 stillgelegten Erzbergwerk.
event
- Goslarer Tage der Kleinkunst: Woche nach Pfingsten
- Goslarer Schtzenfest Ende Juni/Anfang Juli
- Altstadtfest: zweites Wochenende im September
sagenhaft
Stadtteile/Eingemeindung
Baßgeige, Hahndorf
Hahnenklee - Luftkurort mit Stabkirche im Wikingerstil (1908), Bocksberg (727 m), Bockswiese, Ganzjahresrodeln
Jestedt, Kattenberg, Ohlhof, Oker, Riechenberg
Rammelsburg - das über 1000(!) Jahre kontinuierlich betriebene, 1988 stillgelegte Silberbergwerk am Rammelsberg Bergtal 1 wurden 1992 in die UNESCO-Liste "Kultur- und Naturerbe der Menschheit" aufgenommen.
Rosenberg, Siemensviertel, Steinberg, Sudmerberg