Kalkar
Stadt mit rund 14.300 EW (2009)
ortsgeschichtlich
Ein römisches Reiterkastell bestand am südlichen Monreberg um 40 u.Z.
1230 wurde Kalkar von Graf Dietrich VI. von Kleve 1230 auf einer Ward, einer am nördlichen Fuß des Monreberges vom Rhein angeschwemmten Sandbank, planmäßig als Stadt angelegt.
1242 erhielt Kalkar vermutlich die Stadtrechte.
Im 14. / 15. Jh. wurde die Stadt mit Mauern, Türmen und vier Stadttoren befestigt. Die Tore wurden im späten 17. Jh. abgerissen.
1540 bis 1572 war Kalkar Mitglied der Hanse, eine wirschaftliche Blütezeit für die Stadt. Wollweberei, Schafzucht, Getreidehandel und Bierbrauerei brachten wirtschaftliche Gewinne.
1609 kam Kalkar mit Aussterben der Herzöge von Kleve an Brandenburg, verlor an Bedeutung. Seuchen, Kriege und Feuersbrünste beschleunigten den Niedergang.
1598 wurde Kalkar durch spanische Truppen teilweise zerstört.
Im Dreißigjährigen Krieg schufen sich hessische Truppen im Westen der Stadt ein freies Schussfeld. Dazu wurde Altkalkar dem Erdboden gleichgemacht.
1656 ordnete Kurfürst Friedrich Wilhelm von Brandenburg die Befestigung von Kalkar nach Plänen des niederländischen Festungsingenieurs Henrick Ruse. Die Straße "Am Bollwerk“ verweist an diese gigantische Baumaßnahme. Rund 80 Häuser und Teile der Stadtmauer wurden dafür geopfert, die Bürger geschröpft. Schon 1674 wurde das Bollwerk geschliffen. Einige Terassen erinnern an den für ähnliche staatliche Großprojekte beispielhaften Vorläufer. Ein Weiher fiel immerhin als hübsches Nebenprodukt ab.
Die französische Besetzung von 1794 bis 1814 muss den Einwohnen wie ein Segen vorgekommen sein: Für Schulden an Klöster und Stiftungen gab es einen Schuldenschnitt.
1815 wurde infolge Wiener Kongress Kalkar wieder preußisch. Das Industriezeitalter kam in Kalkar per Bummelzug mit spätem Bahnanschluss 1904 an. Die Bahn kam bis 1989.
Bauliche Kriegsschäden waren 1945 in Kalkar kaum zu verzeichnen. Deutsche Soldaten zerstörten die Kirchen in Grieth, Niedermörmter und Appeldorn. Bis in die 1970er Jahre blieb Kalkar ein mittelalterlich geprägtes Ackerbürgerstädtchen.
1965 erfolgte die Errichtung eines neuen Deichsystems für wirksameren Hochwasserschutz und 1967 der Bau der Rheinbrücke Rees-Kalkar. Mit Ausweisung geigneten Baulandes waren Ansiedlungsreize für Unternehmen und Zuwanderer aus Ballungsgebieten gegeben.
sehenswerte Innenstadt
Kalkar weist ein noch deutlich mittelalterlich geprägtes Stadtbild auf. Reste der mittelalterlichen Stadtmauer mit dem Taubenturm (1440 ) befinden sich noch im Norden der Altstadt am Kesseltor.
[M] historischer Markt mit vielen repräsentativen Patrizierhäusern, Backstein und Treppengiebel, alles beherrschendem Rathaus und mächtiger Gerichtslinde
[R] Rathaus (1438/46) am Markt 20, gotisch, groß, dreigeschossig und typisch niederrheinisch gebaut, dreigeschossiger Backsteinbau mit Walmdach und achteckigem Mittelturm Johann Wyrenberg wurde 1446 vollendet. Rathaus der einstigen Hansestadt beherrscht den von häusern gesäumten Marktplatz.
[m] Städtische Museum
[X] Stadtwindmühle am Hanselaer Tor im Osten der Stadt (Kalkarer Mühle)[20]; sie ist die größte Windmühle (27,5 m Kappenhöhe, 25 m Flügeldurchmesser, 8 Böden) am Niederrhein; 1770/71 als Lohmühle erbaut, 1995/1996 restauriert, ist sie heute voll funktionsfähig mit zwei Mahlwerken. Führungen werden angeboten.
[1] Kirche St. Nicolai (1450 geweiht), Spätgotik, dreischiffige Hallenkirche, 1905 neuer Turmhelm, innen mehrere gotische Eichenschnitzaltäre, bedeutende Skulpturen und Gemälde aus dem 15. Jh., auch moderne Glaskunst.
Ulft’sches Haus am Kirchplatz, um 1550 gebaut, mit gotischen Wand- und Deckenmalerei
[2] Altkalkarerstraße, repräsentative Bürgerhäuser um 1900
[3] Beginenhof, Kesselstraße 20. Maria von Burgund, Witwe des Herzogs von Kleve, gründete 1455 ein Dominikaner-kloster und zwei Beginenhäuser für Arme und Siechende.
[4] Langenberghaus, Fachwerk reiches Schnitzdekor
[5] Alte Synagoge Hanselaerstraße, geschändet, angebrannt, löschen verhindert. Damals.
[6] gründerzeitliche Bürgerhäuser an der Monrestraße
[7] Stadtpark
weiterhin:
- Sankt Clemens in Wissel, eine frühere Stiftskirche aus dem 12. Jh.
- Sankt Peter und Paul (15. Jh.) in Grieth
- Sankt-Antonius-Kirche (15. Jh,) in Hanselaer
- Burg Boetzelaer, eine restaurierte Wasserburganlage in Appeldorn, Ursprünge bis ins 13. Jh.
- Freizeitpark am Wisseler See, gewaltige Sanddünen (Biotop), sowie eine Halbinsel mit Dörfchen aus mittelalterlichen Bauernhäusern um einen weitläufigen Kirchplatz, ehemals Wohnungen der Stiftsherren eines Ende 9. Jh. gegründeten Klosters.
- Grieth, ehemaliges Fischerdorf am Rhein, recht malerisch. Auf dem Deich sitzen und träumen und mit etwas Glück findet ein Hochseeschiff vorbei
demonstrativ
Der Bau des Kernkraftwerkes Kalkar am Rheinufer in Hönnepel brachte auch den hiesigen Unternehmen ab 1973 gut bezahlte Arbeit. 3,5 Milliarden Euro wurden also nich völlig sinnlos versenkt. Das Werk wurde zwar nach langen Verzögerungen 1986 fertiggestellt. Es wurde allerdings nie in Betrieb genommen. Demonstrationen (1977) gegen den Schnellen Brüter, angeführt von Josef Maas – dem Bauen Maas – weren wegweisende Ereignissen in der Geschichte der Anti-Atomkraft-Bewegung. 1995 ließ der niederländischen Unternehmer Hennie van der Most das Gelände in einen Freizeitpark mit Hotels, Restaurants und Sportanlagen umbauen. Das "Wunderland Kalkar“ war entstanden.
Stadtteile/Ortsteile
1969 wurden die Gemeinden Altkalkar, Appeldorn, Bylerward, Grieth, Hanselaer, Hönnepel, Kalkar, Neulouisendorf, Niedermörmter, Wissel und Wisselward sowie die Gemeinde Emmericher Eyland des Amtes Griethausen wurden zur neuen Stadt Kalkar zusammengeschlossen.
Emm, Eyland, Kehrum