Selm
Stadt mit 27.240 EW (2000) auf 60,34 km². Sie liegt im Nordwesten des Kreises Unna, im Münsterland am nordöstlichen Rand des Ruhrgebietes
ortsgeschichtlich
Erste Spuren menschlicher Aufenthalte im Gebiet der Stadt sind etwa 6000 Jahre alt.
Die wohl älteste Siedlung von Selm, 858 urkundlich als Herrenhof genannt, schenkte König Ludwig dem Benediktinerinnenkloster in Herford. 30 Jahre später gelangte der Besitz an das Klosters Werden, 1803 schließlich in den Besitz Preußens, von dem dieser 1829 wieder abgekauft wurde.
Die Burg Botzlar existierte bereits im 12. Jh. Sie war eine Lehnsburg, deren Bewohner meistens Vasallen der Bischöfe von Münster waren. Der Burgbezirk besaß einen eigenen Lehnsbezirk, einen "Beifang“.
Bis Anfang 20. Jh. besaß der Bezirk Selm rein ländlichen Charakter. Neben der Dorfbauerschaft gehörten die Bauerschaften Beifang, Ondrup und Westerfelde dazu. Das änderte sich, als Freiherr von Landsberg den ganzen Bezirk an die Trierer Bergwerksgesellschaft veräußerte. Diese errichtete dann die Zeche Hermann und eine Siedlung für die Bergleute und deren Angehörige.
1909 begann mit der Zeche Hermann in Selm eine neue Epoche: Industriealisierung und Anwachsen der Einwohnerzahl von 2.000 auf 10.000. Die Zeche verzeichnete zeitweise bis 3.500 Beschäftigte. Ihre Stilllegung 1926 hatte für die Gemeinde katastrophale Auswirkung. Von 1934 bis 1956 war Selm Notstandsgemeinde.
1977 erhielt die neue Gemeinde Selm die Stadtrechte.
Neben ihrem besonderen Freizeit- und Erholungswert verfügt die Stadt inzwischen auch über ein ausgewogenes Angebot an Industrie- und Gewerbegebieten. Ansässig sind Betriebe der Entsorgungswirtschaft, des Hoch- und Tiefbaus, der Filtertechnik, des Fahrzeugbaus und zahlreiche Handwerksbetriebe.
sehenswerte Innenstadt
[1] Friedenskirche (11. Jh.), Spuren eines frühromanischen Kuppelgewölbes, nach Verfall 1962/65 restauriert.
[2] Zeche Hermann am Buddenberg
[3] Burg Botzlar, Ratszentrum. Das Hauptgebäude der Burganlage wurde 1982 entsprechend ausgebaut. Sitz der Verwaltung ist das unter Denkmalschutz stehende ehemalige Amtshaus in Bork mit einem direkt angrenzenden Neubau.
[4] Bürgerhaus Willy-Brandt-Platz 2
[5] Stadtbibliothek
[6] nach Bork:
- Stadtverwaltung Adenauerplatz 2, Amtshaus
- Synagoge Synagogenweg
- Stephanuskirche
- Hasseler Kapelle Lünener Straße, Bruchsteinmauerwerk
[7] zum Ternscher See, Waldstrandbad, Hügelgräber
[8] Freibad Badestraße 26
[9] Ludgerikirche
Schloss Cappenberg
Der Berg Kappenberg war spätestens um das Jahrt 800 bewohnt.
Frühester der Nachwelt bekannter Besitzer Cappenbergs soll ein sächsischer Edelmann namens Ekbert gewesen sein. Für seine Verdienste im Kampf gegen die Sachsen wurde er u.a. mit Cappenberg belohnt. Sein Sohn Liudolf hatte hier seinen Herrschaftssitz, bevor er Herzog wurde. Zu seinen Nachkommen gehörten das sächsische Herzogs- und Königshaus und bis 1122 elf Grafen aus den Familien der Liudolfinger, der Billunger und der Herzöge von Niederlothringen.
Die Grafen Gottfried und Otto von Cappenberg 1121 nahmen an einem Kriegszug teil, der auch zur Erstürmung der Stadt Münster führte. Als sie deshalb vom Kaiser des Hochverrats bezichtigt wurden, brachten sie ihren Besitz als Schenkung in die entstehende Ordensgemeinschaft der Prämonstratenser und traten selbst dem Orden bei. Diese Bindung hielt bis 1803, als die Herrschaft an Preußen ging. 1816 erwarb es der ehemalige Staatsminister und Verwaltungsreformer Reichsfreiherr Karl von und zum Stein, der es als Altersruhesitz bis zu seinem Tode 1831 bewohnte. Eine irdische Form von Ablasshandel.
[S] Schloss Cappenberg liegt idyllisch auf einer Anhöhe über der Lippe, einst Ruhesitz des Freiherren vom und zum Stein
Freiherr-Vom-Stein-Str. 1, Zugang über die Torhäuser
Das Schloss (17. Jh.) ist ein bedeutendes Beispiel westfälischer Klosterbaukunst des Barock anstelle eines 1122 gegründeten Prämonstratenserstift, das vermutlich im Dreißigjährigen Krieg zerstört wurde. Es einen modernen Anbau erhalten und ist Eventort für Konzerte und beachtliche Ausstellungen, weiter mit einer Weinstube, Wildpark und umliegende Waldungen ein attraktives Kulturzentrum.
[K] Stiftskirche (1122), Romanik, Barbarossakopf
[m] Museum des Kreises Unna
[T] Schlosstheater, 1999 eröffnet
[W] Wasserturm (25 m) mit Aussichtsplattform, weiter Blick über das Lippetal.
Stadtteil Bork
Der Name Bork (Burk) tauchte im 9. Jh. zum ersten mal auf. Erst vom 12. Jh. an lässt sich die Entwicklung Borks mit Hilfe der Geschichte der Rittergüter, der Pfarrgemeinde und einiger Geschichtsdaten verschiedener Bauernhöfe rekonstruieren. Ein Rittergeschlecht von Bork hatte in der alten Bauerschaft seinen Stammsitz und nahm von diesem den Namen an. Die Herren von Bork ware Ministeriale der Bischöfe von Münster, hatten also ihren "Besitz" vom Bischof als Lehen erhalten. Das Dorf hat sich um 1025 um die Kirche gebildet. Zum Dorf gehörten die Bauerschaften Altenbork, Hassel, Netteberge und Übbenhagen.
Die spätere Gemeinde Bork gehörte zur Freigrafenschaft Wesenfort. Mit Errichtung des Klosters Cappenberg übertrug Johannes von Bork seinen Besitz dem Kloster.
sehenswert:
- St.-Stephanus-Kirche (1724) im Stadtteil Bork. Der hier ungewöhnliche Zwiebelhaube erhielt der Turm nach einem Brand.
natürlich
- Ternscher See mit Waldfreibad
- ausgedehnte Waldbestände
lehrreich
1664 wurde auf Veranlassung des Fürstbischofs von Galen die erste Volksschule in Selm errichtet. Inzwischen wuchs die örtliche Schullandschaft:
ein Gymnasium, eine Realschule, eine Sekundarschule, eine Hauptschule, eine Sonderschule, eine Volkshochschule, eine Musikschule und Grundschulen in allen 3 Stadtteilen.
gegenwärtig
Die gute Küche in gemütlichen Gaststätten ist in Selm sprichwörtlich.
Stadtteile/Eingemeindung
Nach der Gebietsreform 1975 wurden Selm und Bork mit Cappenberg zur Gemeinde Selm zusammengeschlossen, später zur Stadt erhoben, mit Spinnloh.