Quedlinburg erregt Aufmerksamkeit
Aufblick und Durchblick in Quedlinburgs Altstadt
Stadt mit Weltkulturerbe und 25.200 EW (2002); 29.100 EW (1985); 122m ü.NN. am Nordrand des Harzes
ortsgeschichtlich
922 wurde Quedlinburg erstmals urkundlich erwähnt. Der Stadtname geht auf einen altsächsischen Eigennamen Quitilingo zurück.
Im 10. Jh. war hier das Zentrum des Deutschen Reiches. 69 mal besuchten deutsche Könige und Kaiser die Quitilingaburg auf dem sandsteinernen Burgberg. Der trägt heute noch die Stiftsburg und Gebäude, die einst Amtssitz der Äbtissin der Reichsabtei Quedlinburg waren. Die Gebäude zeigen kein einheitliches Gefüge. Renaissance und Barock verschmelzen miteinander. Aus dieser Epoche stammen auch die Stiftskirche St. Servatius und St. Wiperti. Diese erste Blütezeit der Siedlung als königlich-kaiserliche Pfalz hielt bis ins 13. Jh. an.
Im 11./12. Jh. bildete sich eine Bürgerstadt heraus, um 1200 entstand eine Neustadt.
Im 13./14. Jh. die erste Steinbrücke angelegt und die Word trockengelegt.
Quedlinburg blieb im Lauf der Geschichte eine Kleinstadt, die bis in unsere Zeit landwirtschaftlich geprägt war. Nach dem Zweiten Weltkrieg entwickelte sich die Stadt zu einem Zentrum der Saatzucht.
sehenswerte historische Altstadt
Das Zentrum der Altstadt ist stark vom Barock geprägt und weist zwischen ihren winkligen Gassen mit uraltem Pflaster rund 1.300 Fachwerkbauten aus sieben Jahrhunderten auf engstem Raum auf. Dieses somit einmalig geschlossenes bauliches Ensemble wurde 1994 in die UNESCO-Welterbeliste als schützenswert aufgenommen. Die Fülle an Baudenkmälern der unterschiedlichsten Epochen und Bauweisen hat absoluten Seltenheitswert.
[B] Bahnhof
[F] Finkenherd: Fachwerkhausensemble an historischer Stelle. Hier soll Heinrich I. im Jahre 919 die Nachricht erhalten haben, dass er zum König gewählt wurde.
[M] Markt: Ensemble mit mehreren bemerkenswerten Bauten, spätbarockes Haus Grünhagen (1701), Gildehaus der Tuchmacher (1545) und der Lohgerber (Ende 17. Jh.), Bürgerhäuser mit Renaissancefassaden
[R] Rathaus (1619), Renaissance, seitliche mit Roland
[S] Stadtmauern der Alt- und Neustadt in Resten, auch noch mit einigen Türmen
[1] Alter Klopstock: Fachwerkhaus von 1580, von einem Vetter des Dichters gekauft. Südlich davon der Schuhhof mit kleinen Fachwerkhäusern.
[2] Kirche St.Blasii, eine barocke Saalkirche von 1715 mit achteckigem Grundriss.
[3] Ständerbau: erstes Fachwerkhaus Deutschlands (1320?), Fachwerkmuseum mit Modellen, Zimmermannstechnik, Stil
[4] Stiftskirche St. Servatius (1129), Romanik, dreischiffige kreuzförmige Basilika, Doppelturmfassade, Hallenkrypta mit romanischer Wandmalereien, romanische und frühgotische Grabdenkmäler, Quedlinburger Domschatz, Grabstätte des ersten deutschen Königs Heinrichs I. (875-936).
[5] Schloss (16. bis 18. Jh.), dreiflügeliger Renaissancebau, Museum im ehem. Damenstift - Grafik, Gemälde, Möbel, etwas westlich am Münzenberg wirres Fachwerkland
[6] Klopstockhaus: Geburtshaus des Dichters, Fachwerkhaus des 16. Jh., heute ein Literaturmuseum, auch mit sehenswerten Möbeln und Bildern ausgestaltet. Hier befindet sich auch die Dokumentation des Lebens von Dorothea Erxleben, die als erste Frau 1754 das Doktorexamen der Medizin in Halle ablegte.
Westlich davon am Finkenherd 5 a befindet sich Europas größte Lyonel-Feininger-Galerie mit Werken des Malers und Grafikers von 1906 bis 37.
[7] Marktkirche St. Benedikti: dreischiffige gotische Hallenkirche mit malerischer Turmkomposition, spätgotische Schnitzaltäre und barocker Hochaltar, Krypta romanisch; östlich davon der Kornmarkt mit zahlreichen Fachwerkhäusern, z.B. Adlerapotheke.
[8] ehemalige Ratswaage (1690), spätbarockes Fachwerkhaus am Kornmarkt 7
[9] Hagensches Freihaus (1556), repräsentativer Renaissancebau mit Treppenturm
[10] St. Nikolai: dreischiffige gotische Hallenkirche, Kreuzrippengewölbe, Barockaltar, Westturm 70m hoch
baulich
Versuche, die Plattenbauweise den historischen Verhältnissen anzupassen, sind im Bereich des Marschlinger Hofes, in Neuendorf und in der Schmalen Straße nördlich des Marktes zu sehen. Dafür wurde die so genannte Hallesche Monolithbauweise (HMB) modifiziert.
erholsam
Stiftsgärten Quedlinburg
Stadtteile/Eingemeindung
Die historische Kernstadt besteht aus dem ehemaligen Königsbesitz mit dem Westendorf, dem Burgberg, der St.-Wiperti-Kirche sowie dem Münzenberg.
Nördlich davon liegt die 994 gegründete Altstadt und östlich die im 12. Jh. gegründete Neustadt. Nördlich der Altstadt befindet sich das mittelalterliche Vorstadtviertel Gröpern.
Um diesen mittelalterlichen Kern wurde am Übergang um 1900 ein Gürtel aus Villen im Jugendstil gebaut. Im Zuge der Industrialisierung entstanden außerhalb dieses Gürtels neue Ortsteile, so die Kleysiedlung, das Neubaugebiet in der Süderstadt (19./20. Jh.) und das auf dem Kleers (1980er Jahre).
Neben dieser Kernstadt gehören zu Quedlinburg noch die Ortsteile Münchenhof (vier Kilometer nördlich), Gersdorfer Burg (drei Kilometer südöstlich), Morgenrot (vier Kilometer östlich) und Quarmbeck (vier Kilometer südlich).
1814 erfolgte die Eingemeindung derbis dahin selbständigen Stadt Gernrode.