Freital - junge Industriestadt wird urlaubsreif
fotos © galerie / fotobee.de - die Weißeritz in Freital
Stadt mit rund 39.000 EW (2006), 46.000 EW (1985) nahe dem tief eingeschnittenen Tal der Wilden Weißeritz und dem Triebischtal mit schönen Wiesen, erste Erzgebirgsausläufer tangierend.
ortsgeschichtlich
Im einstigen Grenzgebiet des slawischen Gaues Nisani zum dichten Urwald des Osterzgebirges sind von Ortsbezeichnung und Siedlungsform noch heute slawische und deutsche Wurzeln zu erkennen.
Anfänglich gab es hier nur reine Bauernsiedlungen, auch Flößerei. Mit Vergabe eines Bergbauprivilegs 1542 an den Plauener Münzmeister Hans Bienert und alsbaldige "Beteiligung" von Kurfürst August begann frühzeitiger Bergbau in Burgk. In Potschappel wurde aus Kohle Vitriolöl und Alaun gewonnen. Ab 1743 durfte kein Brennholz mehr zum Ausschmelzen der Erze verwendet werden, weil der Wald schon arg gelichtet war. Damit begann die Kohleförderung in großem Stil und bis in 500 m unter Tage.
Aus den Unternehmungen der Rittergutsbesitzer von Döhlen, Major von Schönberg und von Potschappel, Reichsgraf von Hagen sowie des Barons von Burgk (der in Döhlen und Zauckerode Claims erwarb) entwickelten sich zwei bergbauliche Großunternehmen - das Königliche Steinkohlenwerk Zauckerode (seit 1806) und das Freiherrliche Burgker Steinkohlenwerk (seit 1819).
Eisen und Kohle, u.a. ab 1854 die Produktion von Dampfmaschinen durch J.S. Petzold in Dohlen - die Weichen zum sächsischen Industriegebiet waren gestellt und viel Fabriken siedelten sich an.
1869 gab es im Segen-Gottes-Schacht ein schweres Grubenunglück, das 276 Tote forderte. Die Bewetterungseinrichtungen waren vernachlässigt worden.
Den Segen erhielt Dathe von Burgk, der zum drittreichsten Mann Sachsens avancierte und geadelt wurde.
Die Bevölkerung wuchs rapide an. Aus Bauernland wurde Bauland. Das Tal füllte sich mit Menschen und Häusern und war längst nicht mehr so frei, und so schlossen sich 1921 die schon miteinander verbundenen Strukturen unter dem wohlklingenden Namen Freital zusammen zu einer Stadt. Aber dieser Name war auch Programm. Diese Stadt war Mitte der 1920er Jahre die neuntgrößte und einzige sozialdemokratisch regierte Stadt in Sachsen. Ihre Politiker betrieben "eine expansive, aber auch finanziell aufwendige Bodenvorratspolitik, das hieß: Sie kauften etliche Hektar Land auf, um den Grundstücksmarkt zu beherrschen, Bodenspekulationen auszuschließen und um die Bauvorhaben planvoll gestalten und umsetzen zu können." lt. Franz Walter: Freital: Das "Rote Wien Sachsens"
Die Stadt wurde größter Wohnungseigentümer, gefolgt von der Bau- und Heimstättengenossenschaft Groß-Dresden.
sehenswert
[1] Schloss Burgk Burgker Str. 61 mit Park
Das ehemalige Renaissanceschloss Burgk (16. Jh), wurde im 19. Jh. durch die Barone von Burgk im englischen Stil umgebaut. Heute als Museum und Haus der Heimat wird die 450jährige Geschichte des Steinkohlenbergbaus im Döhlener Becken beleuchtet und eine Kunstsammlung gekonnt belichtet.
[2] Kulturhaus Potschappel, Rathaus weiter nördlich
[3] Lutherkirche, Grabkapelle mit kunstvollen Grabplatten aus fünf Jahrhunderten, hinter Lutherstr. Bergmannsgräber
[4] Bahnhof Niederdöhlen
[5] An der Kirche in Deuben
[6] Windbergbad, Rotkopf-Görg-Straße, auch weiter Bäder
[7] Windberg (352 m) und Lärchenberg (425m) sind bereits erste Ausläufer des Osterzgebirges.
Geht es noch mit der Windbergbahn bis zum Obergittersee?
weiterhin:
• Marienschacht - technisches Denkmal
• Schmalspurbahn. Die Weißeritztalbahn verläuft von Freital - Hainsberg - bis Kipsdorf
• Stahl- und Walzwerk
kulturell
Eisenbahnfest, jährlich. Die Stadt liegt an der Eisenbahnstrecke Dresden-Chemnitz.
naturell:
umgeben von Landschafts- und Naturschutzgebieten Tharandter Wald, dem Wilisch dem Gebergrund und Rabenauer Grund - eine interessante Landschaft mit Erholungswert
sagenhaft persönlich
Rotkopf-Görg, die Symbolfigur des Freitaler Bergbaus
Stadtteile/Eingemeindung
1921 vollzogen die Talgemeinden Deuben, Döhlen und Potschappel den juristischen Zusammenschluss zur Stadt Freital.
Später schlossen sich weitere Gemeinden an, so Zauckerode (1922), Birkigt (1923) und Burgk (1924). Der Zentralisierungsprozess begann schon, als die Randgemeinden Schweinsdorf und Niederhäslich zu Potschappel sowie Zschiedge und Kleinburgk zu Burgk kamen.
Später kamen noch die Gemeinden Hainsberg (1964), Saalhausen und Somsdorf (1973), Kleinnaundorf, Weißig und Wurgwitz (alle 1974) hinzu.
Birkigt, deutsches Straßendorf, 1326 urkundlich
Burgk - slaw.: Kieferngeholz, 1168 urkundlich erwähnt
Großburgk als Waldhufendorf erkennbar
Kleinburgk als Gutsblocksiedlung.
Cossmanndorf
Deuben - slaw.: Eichendorf, Breitgassendorf, 1350 urkundlich
Döhlen - slaw.: Dohlen (Tal), Platzendorf, 1206 urkundlich
Hainsberg - vereinigen sich Rote und Wilde Weißeritz
Potschappel - slaw.: längs im Tale hin, Zeilendorf, 1206 urkundlich
Niederhässlich Niederpesterwitz Oberdöhlen Schweinsdorf Unterweissig Weissig Wurgwitz Zschiedge
Zauckerode, deutsche Gutssiedlung, 1206 urkundlich