fotos © galerie / fotobee.de - Weimar am Herderplatz
Weimar ist eine Stadt mit 62.000 EW (2002); 62.800 EW (1980), 208m ü.NN. mitten im Thüringer Becken am Fuß des Ettersberges im Ilmtal.
Einer der erstern Träger menschlicher Kultur, ein echtes Urvieh, weilte auf diesem Kulturboden bereit vor 100.000 bis 70.000 Jahren.
Im 6. bis 10. Jh. war "Wimare" eine starke Siedlung, wahrscheinlich Sitz des thüringischen Königs Hermanfried und seiner Frau Amalaberga, der Nichte des Ostgotenkönigs Theoderich, wie man aus den Schmuckbeigaben aufgefundener Gräber schloss.
899 erfolgte die erste urkundliche Erwähnung als "Wimares“.
975 hielt Kaiser Otto II. hier einen Fürstentag ab,
Ein Graf Wilhelm ließ sich um Jahr 1000 an der Ilm eine Wasserburg bauen. Durch Ansiedlung von Burgmannen und abhängigen Zinsbauern entwickelte sich die Stadt im 13. Jh. hinter großzügigen Mauern unter ideell-rechtlicher Einengung des Burgstaates.
1250 erhielt Weimar Stadtrechte, wurde rund ein Jahrhundert später Besitz und Residenz der Wettiner.
1518 und 1521 weilte Luther in Weimar (Reformation). 1552 verbrachte Lucas Cranach d.ä. hier sein letztes Lebensjahr. Sein Altarbild für die Stadtkirche vollendete sein Sohn Lucas d.J.
1617 wurde der Palmenorden" gegründet, eine Vereinigung, die für die Reinigung der deutschen Sprache von Überfremdung und die Befreiung der deutschen Dichtung von französischem Einfluß eintrat. Von 1708 bis 1717 wirkte J.S.Bach als Organist und Mitglied der Hofkapelle in Weimar. Seine wichtigsten Orgelwerke entstanden hier.
Unter der Herrschaft von Herzog Carl August und unter der Schutzherrschaft der Herzoginwitwe Anna Amalia erlebte die Stadt ihren kulturellen Höhepunkt, wurde zur Stadt der deutschen Klassik.
1772 berief Anna Amalia, die Begründerin des Weimarer Musenhofes, den Dichter und Publizisten Wieland herzu. Ihm folgte 1775 Goethe. Auf dessen Wunsch rief der Herzog 1776 Herder an die Stadt. 1787 zog es Schiller herbei. Dieser nahm dann zwar eine Professur in Jena an, kam aber 1799 zurück und schrieb hier seine großen Dramen.
J. M. Lenz. F.M.Klinger, J.D.Falk, Jean Paul, H.Meyer, F.W.Riemer. J. P. Eckermann, F.J.Bertuch, C.W.Coudray, Kanzler F. v. Müller, Corona Schröter, Bettina v.Arnim und viele andere wählten Weimar auf Zeit oder Lebenszeit.
Novum:
Im Wittumspalais [5] saßen die Vertreter des Adels und des jungen geistigen Bürgertums am runden Tisch. Weimar öffnete sein Theater, seine Bibliothek, seinen Park dem Volk. Es wurde zu einem geistigen Zentrum, von dem nicht nur starke literarische und ideologische Ströme, sondern auch mächtige Impulse für den gesellschaftlichen Fortschritt und die deutsche Einigung
ausgingen.
1860 entstand eine Kunstschule, an der die bedeutendsten Maler der Zeit, F. Lenbach, A. Böcklin, R. Begas, M. Liebermann, Th. Hagen, Chr. Rohlfs (dessen Bruder Karl war ein verwegener Afrikaforscher!!!) und K. Buchholz lehrend wirkten und die naturverbundene Kunst der Weimarer Malerschule begründeten.
Eine fortschrittliche Bewegung in der Musik entfaltete um die Mitte des 19. Jh. Franz Liszt. Er initiierte den Allgemeinen deutschen Musikverein und machte Weimar auf Jahrzehnte zum musikalischen Mittelpunkt. Zwölf Jahre später rief C. Müllerhartung die Weimarer Musikschule ins Leben, die die erste deutsche Orchesterschule wurde. Am Ausgang des Jahrhunderts stand der junge Kapellmeister und Komponist R. Strauss am Pult der Weimarer Hofkapelle. In Anerkennung seiner großen Leistungen wurde das Weimarer Theater 1919 zum Deutschen Nationaltheater erhoben.
1919 war aber auch der Wendepunkt in der Weimarer Geschichte; die Verfassung, die sich die erste deutsche Republik hier gab, führte zu einer politischen Entwicklung, die mit dem Machtantritt des Faschismus endete und ihren sichtbaren Ausdruck im Konzentrationslager Buchenwald unmittelbar vor den Toren der Stadt fand. Die tiefste Erniedrigung, die dort grauenvolle Wirklichkeit wurde, ist auch zur tiefsten Schmach für die Stadt und ihre humanistischen Traditionen geworden.
Noch kurz vor Kriegsende wurden bei dem britisch-amerikanischen Bombenangriff vom 9. Februar 1945 unersetzliche Kulturwerte vernichtet. Goethehaus, Schillerhaus, Herderkirche und Nationaltheater, 1945 zerstört oder schwer eschädigt, entstanden neu. Das deutsche Kulturerbe wurde bewahrt.
Weimar ist allerdings nicht nur Zentrum für Kultur und Tourismus, sondern auch für einen aufstrebenden Wirtschaftsraum. Zu diesem Profil tragen bei:
Classic-Center Schöndorf mit Bros, Hotels, Einkaufszentrum und 300 Wohneinheiten
Industriepark Weimar
Gewerbegebiet Senborn
Dienstleistungspark Sackpfeife
Im historischen Stadtkern mit Frauen- und Jakobsvorstadt, Schlösserbereich, Ilmpark gibt es täglich neue Toristenströme zu sehen.
[F] Frauenplan mit Goethehaus: lang gestrecktes Barockhaus mit drei Fassadenteilen. Goethe wohnte hier von 1782 bis 1832. Privaträume original erhalten. Goethes Kunstsammlung und Naturwissenschaftliche Sammlung, daneben das Goethe-Nationalmuseum.
[R] Rathaus (1841), Neugotik, Glockenspiel
[M] Marktplatz mit Neptunbrunnen, Hofapotheke...Am auffälligsten ist das blau-rosa Lucas-Cranach-Haus (1549) mit seinen Sandsteinplastiken. In ihm verbrachte Lucas Cranach sein letztes Lebensjahr.
Das Hotel Elephant am Markt 19 hat durchgreifender Baugeschichte. Die umfassendste Neugestaltung geschah 1937 im nationalsozialistischen Monumentalstil. Heute Innenausstattung hauptsächlich Art Deco, Bauhausmotive und Jugendstil, Wandgemälde von zeitgenössischen Meistern wie Baselitz und Dokoupil.
[T] Deutsches Nationaltheater am Theaterplatz (Anfang 20. Jh.), Neoklassik. Davor das das Doppelstandbild Goethe mit Schiller (1857, E. Rietschel), Verkörperung von Freundschaft - ja, waren sie tatsächlich so befreundet? - und Zusammenarbeit, Wahrzeichen[1] Stadtschloss, Schloss: Vierflügelanlage, erst Burg, dann barocker Bau, um 1800 in klassizistischem Stil errichtet, weitere Anbauten bis zum Beginn des 20. Jh. Bedeutende Innenräume in klassizistischem Stil, vor allem Festsaal und Falkengalerie. Vier Klassikerzimmer mit Wandmalereien zum Leben Goethes, Schillers, Wielands und Herders. Schlossmuseum/Staatliche Kunstsammlungen: Vor allem Gemälde des 16./ 20. Jh., viele bedeutende Meister, grafisches Kabinett, Münzsammlung; Südlich vom Schloss der Park an der Ilm, von Goethe angelegter Landschaftsgarten.
[2] Platz der Demokratie: im wesentlichen von drei Gebäuden gesäumt, im Süden die Hochschule für Musik Franz Liszt, ein Barockbau von 1774.
Im Osten das Grüne Schloss, Renaissancegebäude um 1570, Fassade ursprünglich grün, heute Herzogin-Anna-Amalia-Bibliothek, berühmter Bibliothekssaal aus der Zeit des Rokoko.
Im Norden das Rote Schloss, ein langgezogener Renaissancebau mit barocken Giebeln, im Norden davon das Gelbe Schloss, ein Barockbau von 1704.
[3] Haus der Frau von Stein: zweigeschossiger Barockbau um 1770, später unter der Leitung Goethes umgebaut.
[4] Schillerhaus: schlichter Barockbau von 1777 in der Schillerstraße 17. Hier lebte, dichtete und starb der echte Freund, Patriot, Demokrat und Dichter Friedrich Schiller. Hier entstanden seine letzten Werke: "Wilhelm Teil". "Die Braut von Messina" und das "Demetrius"-Fragment. Das Haus wurde von Schiller drei Jahre vor seinem Tod gekauft, beherbergt das Schiller-Museum. Der unweite Gänsemännchenbrunnen ist wohlt der älteste erhaltene Brunnen am Ort.
[5] Wittumspalais: schmuckloser Barockbau (1767) mit stilvoll heiteren Innenräumen, lange Zeit Witwensitz von Herzogin Anna Amalia, Sitz der von Goethe gegründeten Freitagsgesellschaft, Zimmer in originaler Ausstattung aus der Goethe-Zeit, Gemälde, Porträtplastiken, beherbergt auch ein Wieland-Museum.
[4] Schillerhaus
[5] Wittumspalais
[6] Kasseturm, Goetheplatz
[7] Herderkirche. Etwas vom alten Weimars hat sich auch am Herderplatz erhalten. Die Herderkirche St. Peter und Paul - spätgotisch, barock umgestaltet, schöne Innenausstattung, Dreiflüelaltar von Lucas Cranach - war die Wirkungsstätte Herders, dessen Denkmal sich vor der Kirche erhebt.
[8] Kirms-Krackow-Haus, Jakobstraße, Bürgerhaus der Renaissance (1532),original klassizistische Innenräume und Dokumente zum Leben und Werk Herders, malerischer Innenhof und Garten, Teepavillon.
[9] Goethe-Schiller-Archiv: Bau von 1896, größtes deutsches Literaturarchiv, Gesamtnachlässe von 60 Schriftstellern.
weiterhin:
Haus am Horn (1923), als Musterhaus-Bungalow nach Plänen von van de Velde erbaut
Haus Hohe Pappeln in der Belvedere Allee, Wohnhaus von Henry van de Velde nach dessen Entwurf. Garten und Räume in der Beletage sind zu besichtigen.
Goethes Gartenhaus: schlichter Bau aus dem 17. Jh., sechs Jahre lang Goethes Wohnsitz, heute Goethe-Gedenkstätte.
Bauhaus-Universität: entworfen von Henry van de Velde, elliptische Haupttreppe.
Römisches Haus: klassizistische Villa, tempelartig. Ausstellung zur Geschichte des Parks an der Ilm.
Schloss Belvedere: barockes Jagd- und Lustschloss (1724/26) für den bauwütigen Herzog Ernst August im Stil des Rokoko errichtet, heute Rokokomuseum, Rokokozierlichkeit mit Orangerie und Naturtheater im englischen Landschaftspark im Übergang zum umgebenden Wald - prächtiger Ausblick auf Weimar.
Zwiebelmarkt - mit einem angesagten Klassiker, der Zwiebel. Ob Zwiebelkuchen, Zwiebelsuppe, Zwiebelzopf, am zweiten Oktoberwochenende in Weimar ist für Tausende kulinarischer Ausnahmezustand.
Altstadt, Nordstadt, Nordvorstadt, Parkvorstadt, Südstadt, Weststadt, Westvorstadt
weiterhin: Gaberndorf, Gelmeroda, Holzdorf, Legefeld, Niedergrunstedt, Oberweimar, Possendorf, Schönblick, Schöndorf, Süßenborn, Taubach, Tiefurt, Tröbsdorf
Industriegebiet(e), Industriegebiet Nord, Industriegeb. West
Ettersberg (478m) nördlich von Weimar mit 1937 errichteten Konzentrationslager Buchenwald; sieben Jahre und neun Monate hindurch wurden hier fast eine Viertelmillion Menschen gefangengehalten und grausam gequält, über 56.000 umgebracht, darunter auch Ernst Thälmann.
Teile des Lages wurden erhalten. 1954/58 wurde die Mahn- und Gedenkstätte Buchenwald errichtet. Die überdimensionale Plastikgruppe der um ihre Freiheit ringenden Häftlinge (Fritz Cremer) wurde 2001 renoviert
Etwas östlich vom alten Weimar entfernt ist der einstige Sommersitz der Herzogin Anna Amalia zu finden - das barocke Schloss Tiefurt (1775). In seinen Räumen im Stil des Rokoko, des Klassizismus und des Biedermeier weht vielleicht noch ein Hauch deutschklassischer Geistesgröße, die sich hier in der Zurückgezogenheit waldreicher Natur auf geschwätzige Spinnstunden versammelte. Der umflossene Park mit seinen Gedenksteinen bietet erhaben Aufbauendes für ruhmsüchtige Träumer, auch schlichtweg Genuss.