Stralsund - Weltkulturerbe am Strelasund

Stralsund am Sund

fotos © galerie / fotobee.de - am Sund von Stralsund

Die kreisfreie Stadt mit rund 58.000 EW (2012), 76.000 EW (2004), 75.000 EW (1985) ist ein städtebauliches Kleinod im Norden mit reicher Ansmmlung historischer Bauwerke, natürlich mit viel Backsteingotik.

ortsgeschichtlich

Ort Stralsund entstand als Ansiedlung deutscher Kaufleute bei einem altslawischen Küstenort "Strela" (wahrscheinlich altsorbisch: Fluarm) in handelspolitisch-strategisch interessanter Lage. Die ökonomische Grundlage des mittelalterlichen Stralsunds bildete der Seehandelsverkehr. Die Produktion trat hinter den Handel zurück. Lediglich die dem Fernhandel dienenden Wirtschaftszweige, wie das Böttcherhandwerk und der Schiffbau, erlangten eine besondere Bedeutung.

1234 wurde Stralsund erstmals genannt, als es Lübisches Stadtrecht erhielt. Schon Ende 13. Jh. erlangten Stralsunds Kaufleute auf den Märkten Skandinaviens Sonderrechte. Bald darauf liefen ihre Schiffe die bedeutenden Häfen Ost-, Nord- und Westeuropas an. Im 13./14.Jh. verbanden sich dann zahlreiche Städte im Tiefland Mitteleuropas zur Wahrung ihrer Interessen in der Hanse. Stralsund vermochte sich bald von der Bevormundung durch die Fürsten von Rügen, die anfangs Gründung und Entwicklung der Stadt im eigenen Interesse gefördert hatten, frei zu machen.

Die zügige Entwicklung der Stadt wurde wiederholt durch Kriege unterbrochen.
Am Anfang des 14. Jh. waren es vor allem die Auseinandersetzungen mit dem um die Vorherrschaft im Ostseeraum besorgten Dänemark - Stichwort: Öresund. 50 Jahre später kam es erneut zum Kampf zwischen den Hansestädten und Dänemark. Nach neunjährigem Ringen und dem Sieg der Städte wurde der Friedensvertrag 1370 im Rathaus geschlossen, für Stralsund erster Höhepunkt seiner Entwicklung.

Im 14. Jh. lehnten sich Bürger gegen die Alleinherrschaft des Rates auf und errangen vorübergehend Erfolge. Als sich 1525 die Reformation in Stralsund durchsetzte, forderte die Bevölkerung erneut eine Verbesserung der städtischen Verfassung und erreichte im "Ausschuß der Achtundvierzig Männer" ein Mitbestimmungsrecht. Um diese Zeit und mit dem Niedergang der Hanse war die wirtschaftliche und politische Stellung Stralsunds bereits am Boden.
Das Jahr 1628 im Dreißigjährigen Krieg hatte die Stadt mit der vergeblichen Belagerung Wallensteins in den Blickpunkt europäischer Geschichte gebracht. Den Stralsundern waren damals dänische und schwedische Truppen zu Hilfe gekommen. Und mit dem Bündnis, das die Stadt 1628 mit dem schwedischen König Gustav II. Adolf geschlossen hatte, begann die Epoche der Schwedenzeit". Wiederholt wurde Stralsund bis zum Jahre 1815, dem Ende der Schwedenherrschaft, in kriegerische Verwicklungen hineingezogen.
1809 ließ Ferdinand von Schill im Kampf gegen die napoleonische Herrschaft hier sein Leben.

Die wirtschaftliche Entwicklung war bis 1815 infolge des engbegrenzten Hinterlandes stark behindert. Im 19. Jh. suchte Stralsund unter Ausnutzung gegebener Produktionsbedingungen neue ökonomische Beziehungen zu gewinnen. So entstanden auf dem Gelände der Vorstädte vorwiegend bodenständige Industrien wie Brauereien, Zuckerfabrik, Mühlenwerke, Fischverarbeitungsbetriebe usw.

Den Bismarck-Hering haben wir dem Kaufmann Johann Wichmann zu verdanken, der seinen Lotteriegewinn in seine Fischkonservenfabrik investierte. Von seinem entgräteten, im sauren Aufguß marinierten Ostseehering schickte er ein Fässchen an Otto von Bismarck zu dessen Geburtstag. Dieser bedankte sich und gab die Einwilligung zur Bezeichnung Bismarck-Hering. Ein Marketing-Kniff der so heute mit Kanzlern nicht mehr funktionieren würde.

Im gut entwickelten Schiffbau verschliefen die Stralsunder beste Chancen, blieben zu lange der Segelschiffahrt verbunden statt auf Dampfschiffahrt zu setzen.
Der Rügendamm (1936) brachte den festen Zugang zur größten deutschen Insel Rügen.

Der zweite Weltkrieg fügte der Stadt schwere Wunden zu. So wurden bei englisch-amerikanischen Luftangriffen 8.000 Wohnungen getroffen und kulturgeschichtlich bedeutsame Baudenkmäler wie die Johanniskirche, das Semlowertor und prächtige Bürgerhäuser der Gotik, der Renaissance und des Barocks zerstört.

Nach 1945 veränderte sich die wirtschaftsschwache Provinzstadt zur Industriestadt mit 75.000 EW (1980): Bauelementewerk, Essig- und Konservenfabrik, Blechpackungswerk, Ölspaltanlage usw., Werft und Hafen. Die Fang- und Gefrierschiffe vom Typ "Atlantik" (seit 1971 "Atlantik-Supertrawler") waren Exportrenner. Über 8.000 Leute waren in jener Werft beschäftigt.

sehenswerter Altstadtkern

Das trotzt schwerer Kriegbeschädigung gut geschlossene Altstadtensemble ist seit 2002 UNESCO-Kulturerbe.
Die Wallanlage entstand im 13.Jh. als verstärkter Schutz der Stadt in Verbindung mit den bereits bestehenden Festungen an den vorgelagerten Stadtteichen. Ab 1881 wurden die Wallanlagen zu Promenaden umgestaltet (Planung: Jühlke).
Die zwischen Strelasund und Frankenteich markierte Stadtgrenze war bis ins 19. Jh. ausreichend. Auch der Verlauf der wichtigsten Straßen blieb weitgehend unverändert. Von der Stadtbefestigung ist in West und Nord ein guter Teil Stadtmauer erhalten.

[A] Alter Markt mit Bürgerhäusern von Gotik bis Klassizismus und der Nikolaikirche
[C] Commandanten-Hus, barockes Erbe aus der Schwedienzeit der Stadt
[D] Dielenhaus

[F] Frankenstraße 28, ehem. Handelshaus mit breitem Stufengiebel (14. Jh., dentrologische Untersuchungen tendieren ins 13. Jh.), 1687 Einfügen einer barocken Galerie in das Handelshaus. Der private Besitzer hat Jahrzehnte engagiert dieses Haus erkundet, saniert und weit geöffnet seine Funde im Haus präsentiert. Diele öffnet sich zur Hofseite durch eine großes Fenster (Lucht) zur Hofseite.
Ebenfalls in der Frankenstr. 9 befindet sich ein rotgiebliges denkmalgeschützte Gebäude der Schiffer-Compagnie, 1488 von fünfzig Stralsunder Schiffern gestiftet.

[K] Konturhaus am Querkanal
[n??] Neuer Markt. Die Plätze für den Alten und Neuen Markt entstanden fast zur gleichen Zeit, was man der Umbauung wirklich nicht anmerkt.

[R] Rathaus am Alten Markt (Baubeginn 13. Jh.). Es gehört zu den prächtigsten Profanbauten der niederdeutschen Backsteingotik. Die repräsentative Schaufassade an der Marktseite dürfte um 1400 geschaffen worden sein. Die barocker Fassade der Westseite stammt der von Säulen getragene Umgang im Innenhof aus der Schwedenzeit im 17. Jh.

[S] Scheele-Haus: Giebelhaus (14. Jh.) Spätrenaissance, Fährstraße 23. Dies war das Geburtshaus des Chemikers Carl Wilhelm Scheele, der den Sauerstoff und das Chlor entdeckte.

[T] Theater (1904), zeitlos nüchterner, hellgrauer Bau ohne Blendwerk
[W] Wulflamhaus (vor 1358) am Markt Nr. 5, Spätgotik, mit aufwendigem Schaugiebel in Rotocker, erbaut für den damaligen Bürgermeister Bertram Wulflam

Nikolaikirche in Stralsund

[1] Nikolaikirche am Alten Markt, wurde als dreischiffige gotische Backstein-Basilika 1270 bis 1350 errichtet, erhielt erst 1366 die zweitürmige Anlage mit prächtigem Portal (Bild). Nach einem Brand 1662 wurde dem südlichen Turm ein Barockhelm aufgesetzt, dem nördlichen ein Notdach. Das Innere der Kirche birgt wertvolle Kunstschätze: Altäre der Nowgorod-, Bergen- und Aarhusfahrer.

[2] Jakobikirche östlich der Böttcherstraße, ursprünglich ein Hallenbau, im 14. Jh. in eine dreischiffige Backstein-Basilika umgewandelt, wurde während der Kriege des 17., 18. und 19. Jh. wiederholt getroffen und verwüstet. Die größten Schäden erlitt sie durch amerikanische Bomben 1944.
Westlich der Speicher (1753); Kulturhistorisches Museum
[3] Heilgeisthospital (Heiliggeistkloster) Wasserstrasse, ältestes städtische Hospital (1256)
Stralsund -sehenswerte Altstadt[4] Blaue Turmbastion am Frankenwall. Die Hospitaler Bastion schützte den Zugang zur See im Nordwesten.

[5] Marienkirche (1360 Baubeginn) am Neumarkt, Spätgotik, dreischiffige Backsteinkirche, auf Vorgängerbau errichtet, Turm 104 m hoch, Dach barock, beachtenswerte Barockorgel des bekannten Meisters Friedrich Stellwagen

[6] Katharinenkirche des ehemaligen Dominikanerklosters, ein Hallenbau (1317), Kreuzgänge (15. Jh.), seit der Reformation durch Umbau entstellt. Sie ist in den Ausstellungsbereich des Meeresmuseums einbezogen und seit 1974 der Öffentlichkeit zugänglich.
Neben dem Meeresmuseeum ist hier auch der überwiegende Teil des Kulturhistorischen Museums der Stadt untergebracht:
Kultur und Siedlungsgeschichte der Region, Stadtgeschichte, Spielsachen, Stilmöbel, Gemälde von Caspar David Friedrich, sakrale Kunst, Goldschmuck aus Hiddensee

[7] Speicher (Anfang 20. Jh.), weithin sichtbar
[8] Kütertor (1446)
[9] Kniepertor (15. JH.)

[10] Johanniskloster - 1945 zerstört, heute Ruine und Mahnmal, im Kreuzganghof eine Pieta von Ernst Barlach, im gotischem Gebäudeteil 1964 freigelegte kostbare Malereien des 14./15.Jh., Barockbibliothek, Stadtarchiv, über dem Kreuzgang kleine Wohnungen, Vorhöfe mit Fachwerkgebäuden
[11] Kampischer Hof an der Mühlenstraße, dreiflüglige Hofanlage des ehemaligen Zisterzienserklosters Neukamp mit spätgotischem Speicherbau

beachtliche Bürgerhäuser
Gotik am Alten Markt, in der Mühlen- (Giebelhaus ältester Pfeilergiebel Mühlenstrasse 1), Baden-, Mönch- und Frankenstraße

Barock in Baden-, Mühlen-, Semlower-, Fähr-, Ossenreyer-, Heilgeist-, Mönch-, Frankenstr.
Klassizismus unter anderem in der Baden-, Mönchstraße und am Alten Markt.

fachlich: FH Stralsund

museal
tiertisch

Tierpark Stralsund bzw. Zoologischer Garten beim Kütertor

event
Stadtteile/Eingemeindung
Stralsund Stadtteile

Andershof
Dänholm (Marinemuseum)
Devin
Franken
Grünhufe
Knieper Vorstadt (1959/81)
Lüdershagen
Triebseer Vorstadt 1964/79