Hameln - Touristen statt Rattenplage

märchenhafte Weserstadt Hameln

fotos © galerie / fotobee.de - an der Weser, die im Westen die Altstadt von Hameln umfließt

kreisfreie Stadt mit 60.000 EW (2002) in 68m ü.NN. beidseits der Weser, eingebettet in die sanften Hügel des Weserberglandes

ortsgeschichtlich

Erste Siedlungsspuren im heutigen Stadtgebiet von Hameln gehen bis in die Steinzeit zurück.
851 gründete die Reichsabtei Fulda an dem günstig gelegenen Weserübergang nahe einer Siedlung Hamala ein Benediktinerkloster. Zuvor (802?/826) hatte da ein sächsischen Graf Bernhard ein Gut.
Bald bildete sich eine Siedlung aus, die um 1200 erstmals als Stadt genannt wird. Hameln zählt damit zu den ältesten Städten des ehemaligen Königreiches Hannover.

kleinkriegerisch
1259 verkauft der Abt von Fulda seine Rechte an Hameln an den Bischof von Minden. Das Hamelner Bürgerheer wehrte sich erbittert dagegen, doch 1260 siegte das Recht über die Gerechtigkeit in der Schlacht von Sedermünder. Im Verlauf weiterer Auseinandersetzungen erwirbt Herzog Albrecht von Braunschweig 1268 die Vogtei über Hameln und bestätigte 1277 bisherige Rechte.

Als verkehrsgünstiger Handelsplatz an der Weser wurde Hameln wohlhabend und 1426 /1572 Mitglied der Hanse. Reiche Kaufleute und der Landadel dokumentierten ihre Macht in prächtigen Bauten der Weserrenaissance, die das Stadtbild noch heute schmücken. Bis zum beginnenden 17. Jh. erlebte Hameln eine große Blütezeit und umgab sich mit starken Mauern.

Mit dem Dreißigjährigen Krieg kam allerdings der Abstieg. Nach Belagerung durch kaiserliche Truppen erfolgte 1664 der Ausbau zur welfischen Festung, die 1664/1668 durch sternförmig umgebende Bastionen verstärkt wurde. Unter König Georg III. von England-Hannover wurden 1774/84 auf dem Klüt drei Forts angelegt. Damit galt Hameln als stärksten Festung des damaligen Fürstentums Hannover. Uneinnehmbar, doch 1806 kampflos vor Napoleon kapitulierend, der die Festung dann 1808 vorsorglich schleifte.
1866 wurde Hameln preußisch, 1923 kreisfreie Stadt.

In der zweiten Hälfte des 19. Jh. begann mit einer Teppichfabrik die zögerliche Industrialisierung.

Nach 1945 war Hameln bedeutender Stützpunkt der britischen Rheinarmee.

märchenhaft

Wenn 130 Jugendliche spurlos verschwinden (1284), muss das nicht unbedingt an einem Rattenfänger liegen. Der Vorfall war allerdings so spektakuär, dass er nicht vergessen werden konnte. Die Gerüchteküche zählte vielleicht zu viele Köche. Durch das Märchen der Gebrüder Grimm vom Rattenfänger von Hameln wurde die Stadt bekannt. Vor Ort an der Deutsche Märchenstraße kann man vielleicht die Lichtgestalt des Rattenfängers erkennen und die dunklen Seiten einer Stadt. Verlockend süßes Gruseln, bei Nacht mit Henkern, Hexen und Halunken durch die Stadt zu ziehen.

sehenswerte Altstadt

Nahezu geschlossen ist das mittelalterliche Stadtbild mit zwei Stadttürmen und Stadtmauer, einer großen Zahl prachtvoller Fachwerk- und Renaissance-Steinhäusern. Dieses Juwel der Weserrenaissance beschäftigt den Bewunderer durch holzgeschnitzte Fratzen und Neidköpfe, goldene Inschriften auf Giebelbalken und viele farbenprächtige, reich verzierten Fassaden.

Rattenfängerin der Altstadt von Hameln

[M] Pferdemarkt, 1402 erstmals erwähnt als Großer Markt, gern auch Kampf- und Hinrichtungsstätte. Das einstige Rathaus wurde 1945 zerstört. Der Platz mit erhebenden Häusern umgeben bis hinein in die östlich abzweigenden Osterstraße.

[R] Rathaus, nach Kriegszerstörung im April1945 hier an neuer Stelle neu erbaut
[T] Theater
[W] Weserbergland-Zentrum am Bürgergarten


Hameln, Stadtplan  der Sehenswürdigkeiten im Altstadtkern

[1] Marktkirche St. Nicolai, ursprünglich romanisch (vor 1200), mehrfach zerstört und wiederaufgebaut, zuletzt 1957/59, innen modern. An der Rückwand der Siebenlingestein, der an eine Geburt von Siebenlingen im Jahr 1600 erinnert.

[2] Dempterhaus am Pferdemarkt, 1607/1608 für Bürgermeister Dempter errichtet, Erdgeschoss aus behauenem rotem Sandstein, Obergeschosse in üppig geschnitzten Renaissance-Fachwerk, schöne Auslucht.


[3] Hochzeitshaus (1610/17), Weser-Renaissance in augenfälig horizontale Gliederung.
[4] Stiftsherrenhaus (1558) reichem Figurenschmuck, Museum der Stadt, u.a. Sammlungen von Zinnfiguren

[5] Leist-Haus (1585/89), massives Kaufmannshaus in feinen Renaissanceformen mit Erkergiebel, Heimatmuseum
[6] Rattenfängerhaus (1602), dreigeschossiges Bürgerhaus in Weserrenaissance, reich verzierter Giebel mit Erker, Inschrift vom Kinderauszug, schöner Saal.
Garnisonkirche nördlich davon, Barock (1714)
[7] Redenhof: Adelssitz von 1568.
[8] Kurie Jerusalem: früher Speicherhaus, wahrscheinlich aus der Zeit um 1500.
[9] Münster St. Bonifatius (9. Jh.), heute gotische dreischiffige Hallenkirche mit achteckigem Vierungsturm und romanischer Krypta.

[10] Rattenkrug (1250), Bäckerstr. 16, 1568 bis 1569 umgebaut im Stil der Renaissance.
[11] Lückingsches Haus (1638), reicher Schmuck
[12] Löwenapotheke: frühgotisches Steinhaus
[13] Pulverturm: mit dem benachbarten Haspelmathsturm letzter Rest der Stadtbefestigung, die 1808 geschleift wurde. Am Pulverturm Glashütte, auch Betriebsbesichtigung

museal

Dorfmuseum Tündern, Lange Straße 29: bäuerliches Gebrauchsgut, altes Handwerk.

erholsam

Schiffsanleger nahe der Rattenfänger-Halle, Rundfahrten und Linienfahrten Richtung Bodenwerder. Auch Ohrberg, ca. 3 km entfernt, mit artenreichem Park und schönen Ausblicken, ist mit dem Schiff erreichbar.

aussichtsreich: Klütturm und Restaurant auf dem Klüt bei Hameln

festlich
lehrreich

Barufsakademie Weserbergland

persönlich

Julius Wolff (1834-1910), Autor des Romans "Der Rattenfänger von Hameln"

Stadtteile/Eingemeindung
Hameln, Stadtteile

Afferde, Hastenbeck, Halvestorf, Haverbeck
Hilligsfeld (aus den Ortsteilen Groß und Klein Hilligsfeld), Sünteltal mit Holtensen, Welliehausen und Unsen,
Klein Berkel/Wangelist, Tündern, Wehrbergen, Rohrsen, Hameln