reizvoll natürliche Kulturlandschaft

Berge um 500 Metern prägen die kleinteilig abwechslungsreiche Mittelgebirgslandschaft des Oberbergischen Landes, das sich mit seinen Bergkulissen und Talfalten einer geschlossenen Bebauung widersetzte.
Das Gebiet war bereits um 400 v.d.Z. durch Kelten bewohnt, später von der Lippe her durch die Sugambrer, die Usipeter und Tekterer, ab 5./6. Jh. Besiedlung durch Franken und Sachsen. Nach der Gaueinteilung Karls des Großen gehörten weite Teile des heutigen Kreisgebietes zum Auelgau oder zum Deutzgau. Mit Auflösung der Gauverfassung 12./14. Jh. bildeten sich erblichen Territorien, die in ämter und Bauernschaften bzw. Honschaften untergliedert werden. Im heutigen Kreisgebiet dominierten die Grafen von Berg, die Grafen von Sayn und die Grafen von der Mark.
Die Ritter, die wegen ihrer Stammburg Berg an der Dhünn den Namen "die von Berg" und einen Bergischen Löwen im Wappen trugen, nannten später auch ihr Land das "Bergische". Sie gehörten rechtsrheinisch zu den mächtigsten Rittergeschlechtern.

1806 wurde diese Gebiete von französischen Truppen erobert und Teil des neu gebildeten Großherzogtums Berg. Der Speckrussenaufstand 1813 war eine auf das Bergische begrenzte Rebellion gegen die neuen Machthaber. Sie konnte allerdings rasch von den Franzosen niedergeworfen werden. Die zum Militärdienst geknüppelten Einheimischen, die überwiegend in Russland verheizt wurden, entzogen sich dem Zugriff und marodierten in Gruppen ähnlich wie Robin Hood, versorgten sich meist mit Speck und schüchterten zu willfährigen Beamte ein. Mit dem Wiener Kongress 1815 kam Berg ans Königreich Preußen.

Wo die Landwirtschaft karge Erträge lieferte und die Höfe oft sehr klein waren, setzten die Menschen früh auf neue Tätigkeiten. Veredelung hieß die Devise. Dampfkraft und Eisenindustrie zogen zwar schnell weiter ins Ruhrgebiet. Im Bergischen Land aber hinterließen sie die filigransten Kunstwerke.

Engelskirchen

Gemeinde und Tor zum Oberbergischen Land mit ca. 20.650 EW (2002) auf 63,08 km²; durch Zusammenschluss der selbstständigen Gemeinden Engelskirchen und Ründeroth 1975 gebildet; eingebettet in das Aggertal, von größeren Waldgebieten umgeben.
Die Straßenweilergründungen entlang eines Handelsweges im Aggertal wurden 1174 erstmals urkundlich erwähnt (Ründeroth, Ruinede Rodhe) bzw. 1353 (Engelskirchen, Engellerskerken - wahrscheinlich von Anger oder Angel im Sinne einer Talschleife). Während Ründeroth Bestandteil der Grafschaft Mark, zum geringen Teil auch zur Grafschaft Homburg war, zählte Engelskirchen früher zum Herzogtum Berg.

Bedeutend für die wirtschaftliche Entwicklung waren Handel und Erzbergbau. Unter Einsatz der Wasserkraft der Agger wurden bereits um das Jahr 1000 Eisen, Eisenstein, Bleiglanz und Zinkblende verarbeitet, wie 1980 der Fund ein Schmelzofen belegt. Bergbau und Metallverarbeitung waren bis in die jünger Zeit bedeutend. Aus der 1470 gegründeten Ründerother Hütte ging die heutige Firma Dörrenberg Edelstahl GmbH hervor.
Mitte des 19. Jh. etablierte sich auch die Spinnerei- und Weberindustrie. Heute dominieren eisen- und kunstoffverarbeitenden Unternehmen, Werkzeug- und Zahnbohrerindustrie
erbaulich:
Engelskirchen, Vorburg von Schloss Ehreshoven © Udo Kruse

Vorburg von Schloss Ehreshoven. Der alte Adelssitz hat auch einen ansehnlichen Barockgarten.

alte Adelssitze - Schloss Ehreshoven, Haus Ley, Haus Alsbach und Kaltenbach.
Pfarrkirchen - in den ältesten Teilen dem 12./ 13. Jh. zuzuordnen;
kaum erbaulich:
Trümmerhaufen aus alten Fachwerkhäusern in Engelskirchen nach Luftangriffen im März 1945 mit über 300 Toten. Der Wiederaufbau erfolgte nach Plänen des Kölner Architekten Riphahn.
Rheinisches Industriemuseum:
Da geht es unter anderem um Elektrizität und die Fabrikgeschichte der Familie von Friedrich Engels.

Lindlar

Dorfreiche Gemeinde mit rund 22.300 EW auf etw 86 km² , zu 90% land- und forstwirtschaftlich genutzt, im Westen des Kreises nahe der BAB 4 Köln-Olpe gelegen;
1109 erste urkundliche Erwähnung als Lintlo, jedoch wesentlich älter. Um den Fronhof und Kirche bildete sich die Hofsiedlung - der Ursprung Lindlars.
erbaulich:
Die Burgruinen Eibach (1545), Neuenberg (1433) und Unterheiligenhoven, Schloss Heiligenhoven, zahlreiche sehenswerte Kapellen und Kirchen zum Teil aus dem 12. Jh., grooßzügig verstreute Wegekreuze und gut versammelte alte Fachwerkhäuser.
wirtschaftlich:
Die gewerbliche und industrielle Entwicklung in der Gemeinde Lindlar ist eng verbunden mit der technische Entwicklung im Bergischen Land.
Neben der rein landwirtschaftlichen wurde frühzeitig nach Bodenschätze gespürt. Einige bescheidene Erzvorkommen und der Wasserreichtum des Leppetales waren im früher 18. Jh. Anlass für die Entwicklung der metallverarbeitenden Industrie im Leppetal. Daraus entwickelte sich eine heute wichtige Eisen- und Stahlverarbeitung. Hinzu traten Papier- u. Kunststoffverarbeitung sowie Dienstleistungsbetriebe und gut "sortierter" Einzelhandel.
Gestein ist zwar nicht unbedingt der ersehnte Bodenschatz, doch wenn er ein umfangreicher Steinbruch (Grauwacke) lohnt, kann sich sogar eine Steinbruchindustrie entwickelte. Der große Waldreichtum lässt für die forstwirtschaftliche und die traditionelle holzverarbeitende Industrie weiteres Wachstum zu.
wichtig:
Lindlar ist Erholungs- und Ferienort mit hohem Wohn- und Freizeitwert und einer Landschaft, die man selbst erleben und beschreiben sollte - Erkenntnisse bitte an tourbee.de.
Bergische Freilichtmuseum - ökologie und bäuerlich-handwerkliche Kultur

Marienheide

Gemeinde mit 13.527 EW (2005) auf 54,99 km²
Aufbauend auf die Pionierarbeit des Klausners Heydenreich auf der Mergenheyde (1417 erwähnt) folgte 1421 mit Zustimmung von Papst Martin V. die Errichtung eines Dominikanerkonvents in Marienheide. Die noch zur Gemeinde gehörenden Orte bestanden damal bereits, jedoch wurde M. zeilstrebig privilegiert und zum Marktflecken entwickelt, erhält 1596 Marktrechte und wird 1631 durch Kaiser Ferdinand II. reichsunmittelbar.
1808 Mairie im franz. verwalteten Großherzogtums Berg, ab 1815 unter Verwaltung Preußens als Samtgemeinde im Kreis Gimborn, jetzt Gummersbach.
Seinen ersten Eisenbahnanschluss erhielt Marienheide 1892/93 mit der Bahnstrecke Meinerzhagen-Gummersbach

Mühlenbach - 1091/97 wurde die erste Kirche erbaute. Erstmals genannt wurde "Mulibeke" 1174 in einem Vertrag Engelberts von Berg mit dem Severinstift Köln,
Möllenbeck - 1348 wurden die Möllenbecker Herren erstmals urkundlich erwähnt
Gervershagen - 1289 als kölnisches Allodialgut erwähnt.

Gimborn - 1180 erstmals erwähnt als Ginburne anlässlich einer Lieferungen an St. Gereon in Köln. 1806 ergriff Joachim Murat Besitz von Gimborn und es wurde besetzt(?). Gimborn-Neustadt war fortan Teil des Großherzogstums von Berg.
märchenhaft: das Schloss Gimborn(?)

Morsbach

große Gemeinde aus 65 Orten mit rund 12.500 EW auf 55,88 km² im südlichen Oberbergischen Land. Den natürlichen Mittelpunkt bildet die Ortschaft Morsbach, die ebenso wie das Dorf Holpe für einen Bummel immer gut ist und einiges an interessantem Fachwerk zu bieten hat.
sehenswert:
Wasserschloss Krottorf und abwechslungsreiche Landschaft aus ausgedehnten Wäldern, Feldern und Fluren mit langem Wanderwegenetz, dabei zahlreichen Ruhebänken und Schutzhütten, Kurpark und des Aussichtsturms auf der Hohen Hardt.

Reichshof

Gemeinde mit 19.611 EW auf 114,63 km², bestehend aus Eckenhagen und Denklingen;
Reichshöfe, früher auch Königshöfe genannt, waren unter Karl dem Großen (seit 800 Kaiser) planmäßig angelegte Versorgungs- und Wirtschaftspunkte zur kontrollierten Besiedlung des umliegenden Raumes.
Von Dassel, Erzbischof von Köln und Reichskanzler, wurde dieser Reichshof durch eine Urkunde nachweislich am 01.08.1167 von Kaiser Barbarossa für die Verdienste im Kampf gegen die Italiener geschenkt. Ausgehändigt, wurde die Urkunde in Rom. Zu diesem Zeitpunkt aber war er - wie viele seiner Ritter - bereits an einer Seuche in Italien gestorben ist, hat also sein Geschenk nie zu Gesicht bekommen. Obwohl 1198 und 1205 durch die nachfolgenden Könige Otto IV und Philipp die Schenkung nochmals bekräftigt wurde, ging der Hof erst nach kräftiger Ausbeutung der Liegenschaften durch Silber- und Bleibergbau der Kölner Kirche an den rechtmäßigen Nachfolger Konrad von Hochstanden über, danach an die Grafen von Berg. Mitte 16. Jh. war Eckenhagen Sitz der höheren Bergbeamten mit der Gerichtsbarkeit eines Bergvogts.
Nach 1800(?) entstanden die Landgemeinden , die entsprechend der kommunalen Neugliederung 1969 zusammen geschlossen wurden. Wie aber sollte diese neue Gemeinde sich nennen? Einig war man sich nur darin: weder Denklingen noch Eckenhagen. So gab man dem gemeinsamen Projekt wenigstens einen Arbeitstitel, nämlich "Reichshof". Dabei blieb es auch. Weil aber einige Denklinger und Eckenhagener immer noch nicht begriffen haben, dass sie nun auf ewig Reichshofer sind, erklärt man ihnen das am besten auf zwei verschiedenen Ortsschildern. Etwas Lokalpatriotismus darf ja wohl bleiben! also:
Eckenhagen Gemeinde Reichshof - heilklimatischer Kurort
Denklingen Gemeinde Reichshof - Erholungsort mit Dorfteichanlage (Klus) und direkt am Wasser stehenden Häusern, ein sehr Klein Venedig;
Burg in der Gemeinde Reichshof - im 14.Jh. erbaute Wasserburg des Grafen von Berg, Burghaus (16./18.Jh.), zweigeschossiges Torhaus (1698)

Waldbröl

Gemeinde mit 18.835 EW (2005) auf 63,02 km²
1131 erstmals urkundliche Erwähnung einer Kirche zu Waltprugele. Die Vogtei des Stiftes erwarben die Grafen von Sayn 1142 und übernehmen damit gleichzeitig dessen weltliche Vertretung. Um 1250 bildete sich mit der Vogtei Windeck ein Verwaltungssitz der Grafen von Berg. Waldbröl wurde aber erst 1604 nach langen Grenz-Stretigkeiten fester Bestandteil der Bergischen Herrschaft. Der Weg aus der Kleinstaaterei ins Deutsche Reich ein verwaltungstechnisch umfangreich zu dokumentierender ist, der nicht jeden interessiert.Jedenfalls fand erst 1932 eine Fusion mit dem Kreis Gummersbach statt. In dieser Zeit profilierten sich neue Herren in allen Ebenen. Jeder Ort hat in solchen Umbruchzeiten neue starke Männer wie Robert Ley.
Unter Führung des Waldbröler NS-"Reichsorganisationsleiters" wurden gegen Ende der 30er Jahre gigantische Ausbaupläne der Stadt entwickelt für gut 300.000 geplante EW, ein Reichstraktorenwerk und recht naheliegend auch eine Adolf-Hitler-Schule. Letzterer Bau wurde bereits begonnen. Einzig fertiggestellter Abschnitt wurde eine "sehenswerte" Mauer, kein Welkulturerbe, nicht mal zweifelhaftes Mahnmal, wohl ein Glücksfall.
1957 erhielt W. Stadtrechte, vor allem wegen der Bedeutung als wirtschaftliches Verkehrs-Zentrum im südlichen Oberbergischen Kreises.
Deutlicher Zuzug war seit den 1970er Jahren, noch stärkert nach 1990 zu verzeichnen, überwiegend durch russisch sprechende Deutsche - rund 3.000 Menschen siedelten nach Waldbröl.

Städte und Gemeinden im Kreis
Bergneustadt Engelskirchen Gummersbach Hückeswagen Lindlar Marienheide Morsbach Nümbrecht Radevormwald Reichshof Waldbröl Wiehl Wipperfürth