Bad Kleinen - kiek mal: dat Wird
fotos © schuldes / fotobee.de - Bahnstation Bad Kleinen September 2019. Ein Versprechen der DB wurde gehalten.
Das Versprechen stand seit 2016: Bis Ende 2019 sollte der Neubau einer Fußgängerüberführung und zweier Inselbahnsteige der Bahnstation Bad Kleinen realisiert sein. Noch im Sommer 1917 sah es nicht danach aus, erschien der Termin haltlos. Aber inzwischen ist der düster beschwerliche Zugangstunnel durch eine Überführung ersetzt, die vom Bahnhofsvorplatz zu den neuen Inselbahnsteigen führt und über Aufzüge und Treppen erreichbar ist. Für einen stufenlosen Ein- und Ausstieg wurden die Bahnsteige erhöht und mit einer elektronischen Fahrgastinformation sowie neuer Beleuchtung und Lautsprechern ausgestattet. Und obendrauf gibt es für beide Bahnsteige neue Dächer. Auch der Bahnhofsvorplatz wurde entsprechend den veränderten Bedingungen umgestaltet. Parken und Abstellen von Fahrrädern ist keine Luftnummer mehr. Glückwunsch! Die Bahn kommt. Wieder.
Bad Kleinen ist eine Gemeinde mit rund 3.600 EW (2012) am Nordufer des Schweriner Sees zwischen der Landeshauptstadt Schwerin und der Hansestadt Wismar.
ortsgeschichtlich
1178 zur Wendenzeit wurde der Ort erstmals in einer päpstlichen Urkunde erwähnt. Er hieß damals "cline", ein Wort, das aus dem Slawischen kommt und Keil oder Winkel bedeutet. Als deutsche Siedlung entwickelte sich der "Winkel" bis zum stattliches Bauerndorf. Im 30jährige Krieg (1618 bis 1648) wurde der Ort gründlich ausradiert.
1847 entstand der "Bahnhof Kleinen" auf freiem Feld, an einem Ort, der lediglich aus drei Bauernhöfen bestand, die erst nach 1820 ansässig wurden.1848 bestand ein Bahnanschluss an der Strecke Hagenow-Schwerin-Wismar sowie nach Rostock. Der Bahnhof wurde einer der wichtigsten Eisenbahnknotenpunkte Mecklenburgs. Das Ortswappen ziert deshalb ein beflügeltes Rad. Als 1870 eine neue Bahnstrecke nach Lübeck gelegt wurde, war das kein Segen für die 1895 eröffnete seine Wasserheilanstalt am Schweriner See. Der Arzt Armin Steyerthal versuchte mit dem Bau des "Eiertunnels" einen gefahrlosen Zugang zum See zu schaffen, aber mit der erhofften Ruhe für Erholungsbedürftige war es vorbei. Der Kurbetrieb lohnte kaum mehr.
Trotzdem bekam der Ort auf Veranlassung von Dr. Steyerthal 1915 den Namenszusatz Bad verliehen. Der Fremdenverkehr erhielt großen Aufschwung. Damit verbunden setzte eine lebhafte Bautätigkeit ein. Mit dem ersten Weltkrieg und nachfolgender Wirtschaftskrisese sank die Zahl der Besucher der Erholungseinrichtung unaufhaltsam. 1922 wurde die Wasserheilanstalt verkauft. Auch Nachfolgeprojekte waren verliefen in eine Sackgasse. Das Bad gibt es also nicht mehr. Aber der kleine Ort ohne den schmucken Namenszusatz wäre ein kleines Kleinen. Selbst als Großkleinen würde nichts bewegen. Also bitte. Es gibt genügend Erhaltenswertes, auch wenn die Bahn nicht unbedingt beflügelt.
sehenswertes Ortszentrum
[B] Das Bahnhofsgebäude wurde 2017 abgerissen. Neugestaltet mitsamt dem Vorplatz soll er den Besucher und die "Kleinen" vor 2020 überraschen.
Verwaltungssitz: in der Gemeinde Dorf Mecklenburg
[S] Sportstätten
[1] Schwedenschanze. Die sternförmig angelegte Befestigungsanlage (17. Jh.) ist heute ein geschichtsträchtiger Rast- und beliebter Aussichtspunkt.
[2] Naturschutzgebiet am Wallensteingraben
[3] Marina am Nordende des Schweriner Außensees / Stör-Wasserstraße > An der Marina
[4] Janssen Mühlenwerk (1917), imposant klotziger Klinkerbau, Elekroantrieb, Denkmal,1993 Betrieb eingestellt
[5] Strandbad > Uferweg
[6] Kirche
[7] Wasserturm > Gellentiner Chaussee
[8] legendärer Eiertunnel. Die Legende scheint nicht mehr sehr überlebensfähig. Die Zeiten, in denen sich geängstigte Frauen hilfesuchend an Männer klammern, scheinen vorbei. Droht im Tunneldunkel männlicher Gegenverkehr, dann ach du dickes Ei! Dann schwebt noch eine Fledermaus vorbei.
2,05m hoch, 1,25m breit und 27m lang ist der Tunnel, 1895(?) fertig. Und er hält bis heute, wird ständig überprüft und die Zuge rattern darüber und nicht durch, auch wenn es so klingt. Ein technisches Denkmal, weil das heutzutage kaum vorstellbar ist - wie lang war die Bauzeit?
[8] Gaststätte, Rastplätze
weiterhin:
- Gutshaus in Hoppenrade: zweigeschossiger, differenzierter Backsteinbau der Neorenaissance von 1853 mit Turm und teilweise mit Mezzaningeschoss; von 1928 bis 1997 Alten- und Pflegeheim, nach 1997 Wohnhaus und Ferienwohnungen.
- Gutshaus in Niendorf: Zweigeschossiger verklinkerter Bau mit übergiebeltem Mittelrisalit von 1885 bis 1887 durch Georg Daniel erbaut.
natürlich
- Insel Lieps mit westlich vorgelagertem Inselchen Horst
- Westlich von Bad Kleinen erhebt sich ein Endmoränenbogen entlang des Schweriner Sees. Der überragt den Seespiegel bis zu 40 m. Über den Lostener See ist der Schweriner See durch den Wallensteingraben mit der Wismarer Bucht verbunden.
- See zwischen den Ortsteilen Niendorf und Hoppenrade.
mysteriös
Ein peinlicher GSG-9-Zugriff am 27. Juni 1993 auf die RAF-Terroristen Birgit Hogefeld und Wolfgang Grams am Bahnhof Bad Kleinen endete mit dem Tod des Beamte Michael Newrzella und dem angeblichen Selbstmord von Grams, mit eigener Pistole begangen ohne dabei Schmauchspuren an der Hand zu hinterlassen. Verschwunden Zeugen und ein einzeln verwehtes Haar in achtjähriger Indiziensuppe machten das Kraut fett.
persönlich
Gottlob Frege - Logiker, Philosoph und Mathematiker, lebte zuletzt und verstarb hier 1925. Und wovon hatte der gute Mann gelebt? Logiker ist doch kein Beruf, vielmehr ein Menschenrecht.
Ortsteile/Eingemeindung
Die Gemeinde besteht aus den Ortsteilen Bad Kleinen, Fichtenhusen, Gallentin, Glashagen, Hoppenrade, Losten mit Trollhof, Niendorf, Wendisch Rambow