Greifswald

fotos © galerie / fotobee.de - Greifswald an der Ryckmündung

Greifswald ist eine Universitäts- und Hansestadt mit rund 57.000 EW (2015), 65.000 EW (1997), 62.000 EW (1985) auf 50,50 km² am Greifswalder Bodden zwischen den beiden größten deutschen Inseln Rügen und Usedom.

ortsgeschichtlich

Der Ort wurde von Mönchen des seit 1199 bestehenden Zisterzienserklosters in Eldena planmäßig neben dem alten Übergang über den Fluss Ryck angelegt.
1241 erfolgte die erste urkundliche Erwähnung dieser Handwerker- und Bauernsiedlung die zu dieser Zeit Marktrecht erhielt.
1249 wurde Greifswald Besitz der pommerschen Herzöge, die 1250 dem Marktort lübisches Stadtrecht verliehen. Die Befestigung folgte 14 Jahre darauf.

Seit 1278 wurde Greifswald als Hansestadt genannt. Von 1281 bis zum Dreißigjährigen Krieg (1618-1648) gehörte sie diesem Bund an und erlebte eine Blütezeit. Den schmalen und flachen Ryck, dessen Mittellauf den Greifswalder Hafen bildet, konnten größere Schiffe kaum passieren. Der Entwicklung der Schiffahrt waren so Grenzen gesetzt.

1456 wurde die Universität gegründet.

Die Stadt litt 1627/31 unter der Besetzung durch Truppen Wallensteins. Sie wurden abgelöst durch schwedische Regimenter. Der Westfälische Friede von Münster und Osnabrück (1648) sprach das Land der 1637 ausgestorbenen Herzöge von Pommern, soweit es westlich der Oder lag, der schwedischen Krone bei weitgehender Autonomie zu. Nach dem Übergang Schwedisch Pommerns an Preußen 1815 begann eine stetige, aber durch die Junker gehemmte Entwicklung. Bis auf eine Eisenbahnreparaturwerkstätte (Bahnanschluß seit 1863) gingen gegründete Industriebetriebe meist nach kurzer Zeit wieder ein. Vom regen Schiffbau blieb eine kleine Werft. Die seit der Stadtgründung betriebene Saline wurde 1872 geschlossen. So blieb Greifswald eine Stadt, deren Charakter lange von der Universität, der Garnison und vom Landadel der Umgebung bestimmt war.

Ihrem einstigen Kommandanten Oberst Rudolf Petershagen verdankt die Stadt die zerstörungsfreie, weil kampflose Übergabe 1945 an die Rote Armee. Das wird gern vergessen.
Nach 1949 wurden, vor allem in den beiden Neubaugebieten Ostseeviertel und Greifswald-Schönwalde (30.000 EW 1980) neue Wohnungen errichtet.
In den 1960/70er Jahren vollzog sich eine rapiden Entwicklung zur Industriestadt und einem Zentrum der Energiewirtschaft.

2011 im September verlor Greifswald seine Kreisfreiheit und wurde der neugebildeten Region Südvorpommern zugeordnet.

sehenswerte Innenstadt

Eine Stadtmauer wurde hauptsächlich während der Wallensteinschen Besetzung (1627/31) geschaffen. Reste jener Verteidigungsanlage wurden seit der zweiten Hälfte des 18. Jh. zu einer begrünten Promenade umgestaltet, fast die ganze Stadt umgebend bis hin zur Credneranlage mit Parkteich im Nordwesten.

[M] Markt. Die umgebenden Backstein-Giebelhäuser sind eine charmante Einladung zum verweilen.
Haus Nr. 11 mit aufwändigst gestaltetem Backsteingiebel (Anfang 15. Jh.). Das Haus ist noch älter (13. Jh.?), aber häufig umgebaut. Die Hofseite weist einen neugotischen Fachwerkgiebel auf. Giebel. Haus Nr. 13, heute mit dem Braugasthaus Zum Alten Fritz, ist das ältestes Giebelhaus der Stadt. Der Giebel selbst wurde mehrfach verändert und war ursprünglich wohl ein Schildgiebel. 1959 wurde das Haus rekonstruiert und erhielt sein derzeitiges Aussehen.

Rathaus am Markt

[R] Rathaus am Markt. Vom dem im 14. Jh. errichteten Bau blieben nach den Bränden 1713 und 1736 nur die Umfassungsmauern des Erdgeschosses erhalten. Sie wurden in den deutlich veränderten Neubau (1738 bis 1750) einbezogen. Nach weiteren Umbauten blieb als einziger alte Raum die Ratsstube - heute Standesamt und Trauzimmer - mit Wandmalereien von 1749 und vergoldeter Stuckdecke. Im ehemaligen Ratskeller befinden sich gotische Gewölbe.
[M] Marktplatz, denkmalgeschützt, mit spätgotischen Giebelhäusern, darunter ein backsteinernes Patrizierhaus (um 1430) und ein gotischer Bau aus dem 14./15. Jh.
Der Bronzebeschlag der Rathaustür war eine Arbeit des Bildhauers Jo Jastram (1966).


Greifswald Innenstadt

[1] Dom St. Nikolai, Domstraße 54, Baubeginn vermutlich nach 1250, Weihe im 15. Jh., gotischen Backsteinbasilika, Westturm hochgotisch (fast 100m), Turmhaube 1650 nach Zerstörung durch einen Orkan zusammen mit der Galerie im Barockstil erneuert. Im Inneren beachtliche Wandmalereien.
Hospital St. Spiritus (Ursprung 13. Jh.)
Westlich vom Dom, niedrige Fachwerkhäuser aus dem 18. Jh. mit hübschem Innenhof.

[2] Rubenowplatz mit Denkmal (Zinkguß, 1856) an den 1462 ermordeten Bürgermeister Heinrich Rubenow.


[3] Universitäts-Bibliothek wurde 1747/50 auf Grundmauern eines Vorgängers in strengem Barock erbaut. Der Bibliotheksbau um die Ecke wurde nach Plänen von Martin Gropius nach Schinckelscher Manier realisiert.

[4] Kirche St. Jakobi - 1250 Baubeginn, Backsteingotik, erste Hälfte des 14. Jh. zur dreischiffigen Halle umgebaut, Deckengemälde von 1440, Chor ist spätgotisch.

[5] Speicher Hunnenstraße 22, klassizistisch geprägt
[6] Fangenturm an der Hafenstraße, gegenüber Museumswerft
[7] Knopfstraße 21, Giebelhaus, Renaissance

[8] Kirche St. Marien - bedeutende frühgotische Hallenkirche aus Backsteinen Ende 13./14. Jh., Anbau der Annenkapelle um 1400, beeindruckende Raumwirkung, Kanzel (1587) mit beachtlicher Intarsienarbeit, Gerichtsvorhalle (um 1285) im Turmuntergeschoss.
Östlich davon in der Kuhstraße 25 ist ein barockes Wohnhaus (1700) zu sehen.

[9] Guardianhaus - Wohnhaus des Guardians als Rest des ehemaligen Franziskanerklosters. Das Museum beherbergt Sammlungen zur Geschichte, vor allem auch Bilder und Zeichnungen von Caspar David Friedrich.
Der Hof von St. Spiritus ist der Innenhof eines von Greifswalder Bürgern im 13. Jh. gestifteten Altersheimes. Die Fachwerkbauten stammen aus der Mitte des 18. Jh.

[10] Zeughaus, Barockzeit (1700) Baderstraße 25

museal
tierisch
event
gelehrt

1456 wurde die Universität mit wesentlichem Engagement des damaligen Bürgermeisters Heinrich Rubenow gegründet. Das mag den Geistlichen im Klosters Eldena nicht geheuer gewesen sein. Es wehte ein recht konservativer und eher geistlicher als geistiger Lehrgeist von Greifswald durch ganz Pommern. Die Reformation wurde erst 1531 eingeführt.
Dennoch studierten und lehrten hier Männer von Weltruf wie die Chirurgen Th. Billroth (1829-1894), A. Bier (1861-1947) und F. Sauerbruch (1875-1951), der Hygieniker F. Loeffler (1852-1915), der Internist und Diabetes-Spezialist G. Katsch (1887-1961), Dichter und Publizist Ernst Moriz Arndt (1769-1860), Dichter U. v. Hutten (1488-1523)
Heute die Ernst-Moritz-Arndt-Universität mehr als 11.000 Studierende. Im Zentrum der Stadt ist sie gleichsam ein Zentrum des öffentlichen und sozialen Lebens.
-> zur Uni Greifswald und FH Stralsund

persönlich
Stadtteile/Eingemeindung
Greifswald Stadtteile

Eldena, Friedrichshagen, Ladebow, Schönwalde, Wieck


Eldena
Greifsald Klosterruine Eldena © sailer

Das Dorf der einstigen Gründer Greifswalds wurde 1939 eingemeindet.

1199 wurde das Zisterzienser-Kloster Hilda in Eldena gegründet. Die backsteingotischen Klostergebäude wurden im 14./15. Jh. erbaut. Die ältesten erhaltenen Bauteile der ehemaligen Klosterkirche entstanden bereits zwischen 1204 und 1245.
Nach Plünderungen im Dreißigjährigen Krieg verfielen die Gebäude und wurden als Steinbruch genutzt. Die Klosterruine Hilda ist von dem in Greifswald geborenen Meister der romantischen Malerei Caspar David Friedrich (1774-1840) häufig gemalt worden und wurde somit weltberühmt.
Die Sicherung und Konservierung der Mauern begann im 19. Jh..
- Bockwindmühle Eldena

Wieck

ehemaliges Fischerdorf, 1939 eingemeindet
Wieck weist mehrere Mittelflurhäuser (2. Hälfte 18.Jh.) auf, auch ein niederdeutsches Hallenhaus (Ende 17.Jh.)
ziemlich unversehrt erhaltener Bestand an Fischerhäusern, wie sie für die südliche Ostseeküste und ihr Hinterland typisch sind, mit Strohdach, weiß gekalkter Wand und geteertem Fachwerk. Die gesamte Dorfanlage steht ebenso wie die altertümlich wirkende, aber erst 1886 nach holländischem Vorbild erbaute hölzerne Zugbrücke über den Ryck unter Denkmalschutz. Ausschau nach einer Schonerbark - vergeblich? Die Holländer-Windmühle steht fest und ohne staatsmännischen Namen.